Was ich noch sagen wollte zu… Aygül Özkan

Das kann ja noch sehr heit­er wer­den mit Aygül Özkan: Zunächst erk­lärt sie ihre Zuge­hörigkeit als Mus­lim­in zur CDU damit, dass sie übere­in­stimmt mit den Werten, für die CDU ste­ht. Das ist ja CDU-intern für sich schon ein Ham­mer: Jemand, der sich über seine Denkergeb­nisse definiert, nicht über seinen Glauben. Und das als Mus­lim­in. Dabei repräsen­tiert sie nur die vie­len, für die das C in CDU densel­ben Anspruch enthält wie das S in SPD: Die Ori­en­tierung an einem anständi­gen Miteinan­der. Ob man das nun Näch­sten­liebe oder Sol­i­dar­ität nen­nt, das küm­mert die Wenig­sten.
Aber damit noch nicht genug: Sie fordert, dass sowohl Kopftüch­er als auch Kruz­i­fixe aus den Klassen­z­im­mern ver­schwinden. Deubel nochmal! Ja, warum sollte es auch dem katholis­chen Fun­da­men­tal­is­mus anders erge­hen als dem islamis­chen?
Ich habe in meinem Bekan­ntenkreis auch Leute, die ich für offen hielt, die aber mit Sätzen kamen wie: Das wird hier noch ganz anders, wenn die Mus­lime über­all ihre Moscheen hochziehen und diese Glauben­srich­tung an Gewicht zunimmt. Da steck­te eine latente Angst, eine bange Vor­sicht drin. Als ob bei den Mus­li­ma eine aufgek­lärte Ori­en­tierung an so ein C oder S oder wie immer man es inter­pretieren möchte, kom­plett undek­bar wäre.
Man sieht der­ar­tige Hal­tun­gen auch gerne mal jour­nal­is­tisch auf­bere­it­et in Über­schriften wie heute bei der FAZ: Kann Aygül Özkan Min­is­terin? Das soll wohl an die Laien-Cast­ing­show beim ZDF erin­nern und rückt Özkan in die Rolle der max­i­mal tal­en­tierten Hob­by­poli­tik­erin. Daneben find­et man bei der FAZ dann so böse Gedanken wie fol­gen­den:

Dass Aygül Özkan einen eben­falls türkischstäm­mi­gen Ehe­mann hat, einen Arzt aus Eppen­dorf, mag den einen zeigen, wie sehr sie trotz allem „im Migra­tionsh­in­ter­grund“ ver­haftet geblieben ist. Den anderen ist genau das ver­mut­lich ein beson­der­er kul­tureller Gewinn der Inte­gra­tion.

Die Idee, dass jeman­dem der­ar­tige Gedanken gar nicht kom­men, ist der FAZ offen­sichtlich fremd. Das resprek­t­lose Rum­spekulieren über Pri­vatan­gele­gen­heit­en hat offen­bar seinen sicheren Platz in der FAZ.
Aber darum geht es mir nicht: Mit bei­den Gedankengän­gen repräsen­tiert Özkan den Typus des aufgek­lärten Denkers von heute. Wenn sie vor der eige­nen Partei nicht einknickt oder sich ihre Hal­tung als Oppor­tunis­mus ent­pup­pt, kann die Frau Gold wert sein. Das merkt man alleine schon an den Leuten, die sich so schnell gegen sie posi­tion­ieren:

Der CSU-Poli­tik­er Her­rmann sagte der “Rheinis­chen Post”, Deutsch­land sei von der christlichen Tra­di­tion geprägt. Das solle auch der jun­gen Gen­er­a­tion in den Schulk­lassen ver­mit­telt wer­den. Der frühere bay­erische Wis­senschaftsmin­is­ter Thomas Gop­pel (CSU) ver­wies die Deutsch-Türkin Özkan auf das Grundge­setz. Dieses sei nach der NS-Zeit mit aus­drück­lich­er Rückbesin­nung auf das christliche Men­schen­bild ver­ab­schiedet wor­den, sagte Gop­pel, Vor­sitzen­der des Gepräch­skreis­es der “Christ­Sozialen Katho­liken”.
Staatsmin­is­terin Böh­mer sagte am Mon­tag im Deutsch­land­funk, Deutsch­land ste­he in ein­er Jahrhun­derte alten christlichen Tra­di­tion: “Kreuze in den Schulen sind Aus­druck unser­er Tra­di­tion und unseres Wertev­er­ständ­niss­es.” Die Forderung Özkans sieht Böh­mer jedoch nicht als Hin­der­nis für die CDU-Poli­tik­erin, das Min­is­ter­amt anzutreten. “Natür­lich sollen Migranten alle Möglichkeit­en in unserem Land haben”, betonte Böh­mer.

Wie schön, dass man gle­ich einen Kri­tik­er mit Begrif­f­en wie Migrant deck­elt. Aber diese An-unsere-Werte-Erin­ner­er soll­ten sich ihrer­seits auch immer wieder klar machen, dass die vor­rangige Stel­lung, die das Chris­ten­tum heute in Deutsch­lands Bil­dungssys­tem genießt mehr mit Hitler als mit den Vätern des Grundge­set­zes zu tun hat. Und abge­se­hen davon: Das Kreuz ist mit­nicht­en Aus­druck “unseres” Wertev­er­ständ­niss­es.
Ihr Chef Chris­t­ian Wulff hat da wohl auch so seine Prob­leme mit ein­er nicht dem Chris­ten­tum sich verpflichtet füh­len­den Poli­tik­erin:

In Nieder­sach­sen wer­den christliche Sym­bole, ins­beson­dere Kreuze in den Schulen, seit­ens der Lan­desregierung im Sinne ein­er tol­er­an­ten Erziehung auf Grund­lage christlich­er Werte begrüßt.

Und Reli­gions­frei­heit darf es da eben nur bei Schü­lerin­nen und Zim­mer­wän­den geben:

Aus Grün­den der Reli­gions­frei­heit wür­den auch Kopftüch­er bei Schü­lerin­nen toleriert — nicht aber bei Lehrkräften, was Özkan auch gemeint habe. „Frau Özkan hat ihre per­sön­liche Mei­n­ung zur weltan­schaulichen Neu­tral­ität geäußert, aber sie stellt die nieder­säch­sis­che Prax­is nicht in Frage.“

Zumin­d­est nicht aus­drück­lich. Aber man kann so ein Abbügeln natür­lich auch anti-aufk­lärerisch aufziehen, wie der Vor­sitzende der Schüler-Union:

Der Bun­desvor­sitzende der CDU-Nach­wuch­sor­gan­i­sa­tion Schüler-Union, Younes Ouaqasse, forderte den nieder­säch­sis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten Chris­tan Wulff (CDU) auf, auf die Ernenn­nung Özkans zur Min­is­terin zu verzicht­en. “Diese Frau hat ihre Kom­pe­ten­zen über­schrit­ten”, sagte Ouaqasse der “Bild-Zeitung”. Durch Aus­sagen wie die von Özkan ver­lören die Volksparteien CDU und CSU ihre Glaub­würdigkeit und damit ihren Rück­halt in der Bevölkerung.

Und so lange der Rück­halt in der Bevölkerung nicht gesichert ist, so lange muss Wahrheit auch mal hin­ten anste­hen. Jonathan Swift hat das mal so for­muliert:

Tritt ein wahres Genie in die Welt, erken­nt es an den Idioten, die sich dage­gen ver­schwören.


[ Foto: http://www.flickr.com/photos/teller/ / CC BY-NC-SA 2.0 ]

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Moin

morgenkaffee
Simon Colum­bus war auf der 10. Net­zw­erk­er-Tagung der SPD und durfte sich da von Huber­tus Heil anhören, dass die SPD damals im Bun­destag “aus Feigheit” dem Zugangser­schwerungs­ge­setz zuges­timmt habe. Das klingt ja schon beina­he nach ein­er Entschuldigung.
Herr Paulsen nimmt sich die Zeit, etwas zu seinen Kind­heit­serin­nerun­gen über den Grüno­fan­ten zu schreiben und dessen Revival einzu­fordern.
Ari­ane Brey­er disst die Oliv­er-Pocher-Show bezüglich deren Vorhabens, den Zweit­platzierten von Deutsch­land sucht den Super­star in die Sendung zu holen, was ein wenig an die Ein­ladung des Cal­gon-Mannes von Ste­fan Raab erin­nert, aber scheit­ern wird.
Und während ich mir die Frage stelle: Warum schreibt man eigentlich über eine Sendung, die lang­weilig ist, mit einem Mod­er­ar­tor, der anödet, bei der ein Sänger ein­laden wer­den soll, den man nicht hören möchte? hole ich mir erst­mal noch einen Kaf­fee.
[Foto: Luc van Gent]

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Moin

morgenkaffee
Bei der FAZ traut man der Geschichte des Wir-in-NRW-Blogs im Gegen­satz zur Süd­deutschen gestern über­haupt nicht und ver­mutet, allerd­ings ohne weit­ere Belege, dass es sich bei dieser Aktion lediglich um eine Schlamm­schlacht der SPD han­delt. Spätestens nach­dem man sich beim Wir-in-NRW-Blog eit­el zurech­net, der Erst­denker ein­er nor­drhein-west­fälis­chen Ampel-Koali­tion zu sein und kri­tik­los Spitzen­poli­tik­er von Rot-Grün im Blog Wahlkampf treiben lässt, kann von ein­er Unparteilichkeit des Blogs auch keine Rede mehr sein.
Rou­ven hat in ein­er ZDF-Sendung seinen Lieblingswohnz­im­mere­in­rich­tungs­ge­gen­stand wiederge­fun­den.
Felix Schwen­zel hat gestern im Zug von Berlin nach Ham­burg ein paar pod­Cast-Inter­views auf seinem Lap­top gefun­den und fühlte sich her­vor­ra­gend unter­hal­ten.
Chris­tine Dös­sel hat fol­gen­des fränkische April Haiku bekom­men, das man heute in der Früh­stückspause mal kurz auswendig ler­nen sollte:

schau nauf däi wambäddn wolkn
anne wambäd­dä wäi di andä
däi freg­gä gehm kann rouh bis reengd

Dage­gen ist Isländisch ja pup­sig.
Und während ich mir die Frage stelle: Sind solche die Gedanken antur­nen­den Über­raschun­gen eigentlich näher gehend für den Beschenk­ten als materielle? hole ich mir erst­mal noch einen Kaf­fee.
[Foto: Luc van Gent]

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Das Burnout-Problem der FDP

David Schraven Ste­fan Lau­rin hat bei den Ruhrbaro­nen den ganz ver­ständlichen Ein­wurf gebracht, dass Gui­do West­er­welle sich in seinen poli­tis­chen Aktiv­itäten auf bes­timmte Dinge konzen­tri­eren sollte und nicht auf allen Hochzeit­en tanzen soll. Gui­do West­er­welle macht allerd­ings genau das Gegen­teil und nervte am Woch­enende auf dem NRW-Parteitag der FDP mit ein­er selt­samen Aus­flucht aus der Kri­tik an sein­er Per­son, die er an Jour­nal­is­ten und Linkso­pli­tik­er richtete:

Die wollen in Nor­drhein-West­falen eine linke Mehrheit schaf­fen, das ist es, worum es in Wahrheit geht.

West­er­welle selb­st wirkt aus­ge­bran­nt, wenn er ein­er sach­lichen Kri­tik mit inhalt­slosem Geschwätz kon­tern will. Mit diesem Zitat befährt er im groben die Schiene, die schon die NRW-CDU fahren wollte: Angst­macherei vor einem ange­blich bevorste­hen­dem rot-rot-grü­nen Bünd­nis. Der Erfolg dieser Masche belibt aber bish­er aus: Die CDU kon­nte damit nicht punk­ten. Die FDP ihrer­seits kon­nte ihren Fall in den Umfra­gen nicht stop­pen, hat auch the­ma­tisch derzeit nichts anzu­bi­eten. Und poli­tisch sieht es in NRW ganz anders aus:

Die erst bei der let­zten NRW-Land­tagswahl stark abges­trafte SPD hat sich der inhaltlich dif­fusen Linkspartei kaum angenährt und ver­fügt mit den Grü­nen über keine aus­re­ichende Mehrheit. Rot-rot-grün würde also the­o­retisch erre­ich­bar sein, aber wohl kaum umge­set­zt: Die SPD wird sich sowas derzeit in NRW nicht leis­ten kön­nen. CDU und FDP sind so weit von ein­er eige­nen Mehrheit ent­fer­nt, dass auch das unwahrschein­lich erscheint.

Wahrschein­lich­er wäre es, dass es zu einem schwarz-grü­nen Bünd­nis kommt, wenn bei­de zusam­men eine Mehrheit erre­ichen, und das sieht gut aus. Sollte es dazu nicht kom­men, käme als näch­stes eine große Koali­tion unter Betra­cht, die nicht mal unter Rüttgers, vielle­icht auch unter jeman­dem, der inner­halb der CDU sehr links ist, zus­tande kom­men kön­nte. Die Optio­nen der CDU bei der diesjähri­gen Land­tagswahl sollte man nicht unter­schätzen.

Ver­glichen damit hat die FDP es gän­zlich ver­säumt, eine Alter­na­tive außer der CDU aufzu­machen. The­ma­tisch will derzeit eh keine andere Partei großar­tig etwas mit der FDP zu tun haben. Die Reha-Bedürftigkeit der FDP erin­nert an die schlim­men Krisen der SPD der ver­gan­genen Jahre.

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Alle mal lachen über den Axel Springer Verlag (V)

Lange nichts mehr in dieser Rubrik geschrieben. Der Axel Springer Ver­lag ist noch bekan­nt, oder? Das war der Ver­lag, der gemeint hat, dass in Deutsch­land der Qual­ität­sjour­nal­is­mus durch eine Tagess­chau-App fürs iPhone gefährdet wird. Wobei Qual­ität­sjour­nal­is­mus für die Bild ja nur das Schöpfen der eige­nen Real­ität ist:

Also, so inten­siv, wie der Axel Springer Ver­lag mit seinen Pro­duk­ten den Qual­ität­sjour­nal­is­mus angreift, das würde ja so eine dösige iPhone-App nie im Leben hinkriegen.

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Digitale Kreationisten

Ein neues Gesicht aus NRW hat eine ganz gute Rede in der Debat­te um das Inter­netsper­rge­setz gehal­ten. Ans­gar Hevel­ing aus Korschen­broich kri­tisiert ganz zu Recht anfangs das Umschwenken der SPD…

… um dann aber lei­der hil­f­los der aktuellen CDU-Argu­men­ta­tion zu ver­fall­en, nach der die Peten­ten keine “neuen” Gründe gegen das Inter­netsper­rge­setz ange­führt hät­ten. Und dann diese Heuchelei, man würde Kinder schützen wollen, was über diesen Geset­zesweg nun aber ein­fach nicht möglich ist — ein heil­los­es Poli­tikge­fasel. Wenn die alten die Lin­ie der CDU schon so mas­siv zer­stört haben, sind “neue” auch gar nicht nötig.
Die CDU/CSU hat derzeit auch nur vor, was ihnen seit­ens der Peten­ten schon seit einem Jahr vorgeschla­gen wird: Löschen statt sper­ren, was prob­lem­los ohne neues Gesetz geht:

Von daher laufen in der CDU wohl nur noch dig­i­tale Kreation­is­ten umher, im Kampf gegen jegliche, sach­lich gestützte Argu­men­ta­tio­nen.
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Süd­deutsche: Kon­ser­v­a­tive sind weniger intel­li­gent

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Rüttgers: SPD ist ein Taumelkäfer


Jür­gen Rüttgers meinte am poli­tis­chen Ascher­mittwoch dadurch glänzen zu kön­nen, dass er die SPD mit dem Taumelkäfer gle­ich­set­zt. Und bei der CDU find­et man das so lustig, dass man dazu extra ein kleines Film­chen macht:

Naja, stimmt halt so alles nicht. Das da ist ein Taumelkäfer, blind ist der nicht.
Aber offen­sichtlich sind wir in Deutsch­land wieder soweit, den poli­tis­chen Geg­n­er als Insekt zu beze­ich­nen. Warum dann nicht gle­ich Anoph­tal­mus hit­leri, zu Deutsch: Hitlerkäfer? Der ist immer­hin wirk­lich blind.
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Toll! — Jür­gen und die Taumelkäfer

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Der falsche Doktor – Artikelübersicht zum Fall Dieter Jasper

Dieter Jasper hat jahre­lang unberechtigt einen Dok­tor­grad geführt. Dazu find­en sich im Inter­net fol­gende Artikel:
NDR Info: Neue Wahl dank falschem Dok­tor?
Die Welt: Dok­tor wer­den ist nicht schw­er, Dok­tor sein dage­gen sehr (24.02.2010)
Offen­bach­er Post: Falsch­er Dok­tor im Bun­destag (23.02.2010)
Süd­deutsche Zeitung:
Der falsche Dok­tor von der CDU
Der tiefe Fall eines Titel­trägers
(27.20.2010)
Falsch­er Dok­tor bleibt im Bun­destag
(05.03.2010)
Rüttgers’ neuestes Prob­lem (05.03.2010)
Spiegel Online:
CDU-Abge­ord­neter wegen Dok­tor­ti­tel unter Druck
Tage­sanzeiger (Schweiz):
CDU-Poli­tik­er flog auf Schweiz­er “Uni” here­in
WDR Mün­ster­land Mag­a­zin:
Bun­destagsab­ge­ord­neter mit frag­würdi­gem Dok­tor­ti­tel
logbuch.caasn.de:
Jaspers Titel aus der Titelmüh­le (01.02.2010)
Weit­ere Ungereimtheit­en bei Dieter Jasper (07.02.2010)
Der­West­en:
CDU-Abge­ord­neter zog mit falschem Dok­tor-Titel in den Bun­destag
Nor­wich Rüße: Herr Jasper, geben Sie Ihr Man­dat zurück!
Mün­ster­sche Zeitung:
Dieter Jasper darf Dok­tor­ti­tel nicht führen
SPD, Grüne und LINKE fordern Jaspers Rück­tritt
Staat­san­walt prüft Schritte gegen Jaspers
Greven­er Zeitung:
SPD: “Nicht ver­trauenswürdig gegenüber Wäh­lern ver­hal­ten”
West­fälis­che Nachricht­en: Luft für Dieter Jasper wird dün­ner (05.03.2010)
Ibben­büren­er Volk­szeitung:
Neu­jahrsemp­fang der CDU Hörs­tel: Falsch­er Dok­tor­ti­tel war offiziell noch kein The­ma
Ibben­büren­er SPD fordert: Dieter Jasper soll sein Man­dat nieder­legen
CDU-Kreisver­band nimmt Stel­lung zu Jasper: “Umstände rest­los aufk­lären“

Fehler gemacht: Hop­sten­er MdB Dieter Jasper führt Dok­tor­ti­tel nicht mehr


„Das ist seine Angele­gen­heit“ — Stim­men aus der Hop­sten­er Kom­mu­nalpoli­tik zu Dieter Jasper

Staat­san­waltschaft prüft Fall Jasper
Dieter Jasper nicht mehr im Auf­sicht­srat der Volks­bank Teck­len­burg­er Land
Aus dem Kom­men­tar­bere­ich:

Es ist nicht ver­wun­der­lich, dass er glaubt, der Dok­tor­ti­tel habe für keinen sein­er Wäh­ler den Auss­chlag gegeben, schließlich ist ein Dok­tor­ti­tel für ihn ja lediglich ein käu­flich­es Anhängsel an den Namen, vielle­icht, um ihn etwas „aufzu­pep­pen“. Er sollte jedoch nicht auss­chließen, dass für viele sein­er Wäh­ler auch der Dok­tor­ti­tel auss­chlaggebend war. Ein pro­moviert­er Wirtschaftswis­senschaftler hat in den Augen viel­er Wäh­ler mehr Rep­u­ta­tion, als ein­er, dessen Ver­di­enst um die Wirtschaft darin beste­ht, ein Unternehmen zu erben und es zu führen. Ein Dok­tor­ti­tel der Wirtschaftswis­senschaften impliziert, mehr von Ökonomie zu ver­ste­hen, als es ein Diplom-Kauf­mann tut, und auch mehr, als den eige­nen Betrieb zu ken­nen. Es soll Dieter Jasper hier nicht abge­sprochen wer­den, wirtschaftlich kom­pe­tent zu sein, auch sollen seine Leis­tun­gen als Unternehmer nicht in Frage gestellt wer­den, doch kann er sicher­lich nicht behaupten, ein Dok­tor­ti­tel sei irrel­e­vant für eine Wahlentschei­dung. Was den Auss­chlag für die Wäh­lerentschei­dung für oder gegen ihn gegeben hat, das über­lässt er doch bitte sehr den Wäh­lern selb­st.
Ger­ade unter Wäh­lern mit höherem Bil­dungsniveau zählt ein Dok­tor­ti­tel als Prädikat für eine gewis­sen akademis­che Qual­ität. Das muss Herr Jasper auch gewusst haben, schließlich hat er einige tausend Euro für seinen Titel bezahlt.

IVZ-Forum: Soll Jasper sein Bun­destags­man­dat nieder­legen?
Aus: Hen­ry Habeg­ger — Das Geschäft mit falschem Dok­tor­ti­tel [pdf]

Bere­its 1990 kostete ein Dok­tor­ti­tel bei der F(reien)U(niversität)T(eufen) 18 600 Franken, einen «Mas­ter» gabs für 12 800 Franken. 2002 zahlte ein pen­sion­iert­er deutsch­er Arzt 200 000 Franken als Schenkung an die FUT. Dafür wurde er Pro­fes­sor und Ehren-Sen­a­tor. Als er merk­te, dass die Titel nichts wert waren, wollte er das Geld zurück, blitzte aber vor Gericht ab.
Schlagzeilen machte 2006 der Berlin­er CDU-Abge­ord­nete Mario Cza­ja, weil er sich in seinem Lebenslauf mit dem wert­losen FUT-Titel «Diplom-Ökonom» schmück­te. Das war kein Einzelfall. Erfrischend offen sagt Ester­mann: «Einige haben sich sog­ar bei staatlichen deutschen Uni­ver­sitäten für Pro­fes­suren bewor­ben. Mit einem Titel von uns! Stellen Sie sich das mal vor! Da ging das The­ater natür­lich los.»

Bei Archive.org gibt es eine Seite der FUT aus dem Jahre 2003, dem “Imma­triku­la­tion­s­jahr” Jaspers’ und der dazuge­höri­gen Seite der “Wirtschaftswis­senschaften­fakultät”.
Die LINKE fordert den Rück­tritt Jaspers. Die Grü­nen im Teck­len­burg­er Land auch.
Der SPD Unter­bezirk Ste­in­furt fordert Jaspers Rück­tritt (06.02.2010).
Die Kreis-CDU weist Rück­tritts­forderung zurück.
Neue Osnabrück­er Zeitung:
Rot-grün einig: Jasper muss zurück­treten.

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Jürgen Rüttgers mobilisiert zum NRW-Wahlkampf


Auf dem Blog Wir-in-NRW.de wurde der gestern rumgeschick­te Brief von Jür­gen Rüttgers veröf­fentlicht, mit der er die NRW-CDU-Basis mobil­isieren möchte. Und dem geneigten Wäh­ler gibt dies die Möglichkeit, sich auf das gefasst zu machen, wom­it die CDU in kom­mender Zeit punk­ten will: Der pauschalen Verurteilung der Linkspartei. Die Linkspartei wolle
a) den Ver­fas­sungss­chutz auflösen, b) Dro­gen freigeben, c) Gym­nasien, Realschulen, Hauptschulen auflösen, d) Reli­gion­sun­ter­richt abschaf­fen, e) Unternehmen ver­staatlichen und f) Haus­be­sitzer enteignen.
Zu a) den Ver­fas­sungss­chutz auflösen Die Linke will in der Tat ohne den Ver­fas­sungss­chutz auskom­men, was für sie bedeutet, dass keine Bürg­erbe­spitzelung stat­tfind­et. Man plant damit aber wohl erst für das Jahr 2080.
Zu b) Dro­gen freigeben Dro­gen wie Alko­hol und Zigaret­ten sind ja schon frei gegeben. Präven­tiv möchte die Linkspartei für eine staatliche Reg­ulierung des Cannabis­mark­tes, unter Gewährleis­tung des Jugend­schutzes, nach dem Vor­bild der Nieder­lande, ein­treten.
zu c) Gym­nasien, Realschulen, Hauptschulen auflösen Es ist schon selt­sam, dass Rüttgers der SPD vor­wirft, mit ein­er Partei zusam­men arbeit­en zu wollen, die das dreistu­fige bish­erige Schul­sys­tem abschaf­fen möchte. Das will die SPD schliesslich zugun­sten ein­er inte­gri­erten Gesamtschule selb­st auch.
zu d) Reli­gion­sun­ter­richt abschaf­fen Wer das NRW-Wahl­pro­gramm der Linken sich ein­mal anschaut, der find­et dort, die Linkspartei sei: für die Ein­führung eines gemein­samen Ethikun­ter­richts als Pflicht­fach. Unter­richt in den ver­schiede­nen Reli­gio­nen wird nach Möglichkeit ange­boten, ist jedoch frei­willig. Es ist in der Tat merk­würdig, wie man ern­sthaft von ein­er Tren­nung von Kirche und Staat sprechen möchte, wenn der Staat Schüler zu Reli­gion­sun­ter­richt in der jet­zi­gen Form verpflichtet.
zu e) Unternehmen ver­staatlichen Das will die Linkspartei zwar, aber auch nicht pauschal alle, nur diejeni­gen, die zen­traler Bere­iche öffentlich­er Ver­sorgung betr­e­f­fen, was für die Linkspartei nur Eon und RWE sind.
zu f) Haus­be­sitzer enteignen Das ist etwas pauschal aus­ge­drückt, schließlich sollen nicht alle Haus­be­sitzer enteignet wer­den. Allerd­ings meint die Linkspartei: Ohne eine soziale Wohn­raumver­sorgung als Teil ein­er sol­i­darischen Stad­ten­twick­lung wer­den große Teile der Bevölkerung von der Gesellschaft aus­geschlossen. Deshalb ist eine öffentliche und soziale Woh­nungspoli­tik eine unverzicht­bare Pflicht und Ker­nauf­gabe des Staates. und fordert Die Wiedere­in­führung ein­er möglichst flächen­deck­enden Zweck­ent­frem­dungsverord­nung. Eine neue Kündi­gungssper­rfristverord­nung sollte nicht nur in Gebi­eten mit erhöhtem Wohnbe­darf son­dern auch in Gebi­eten mit stark­er Umstruk­turierung der Eigen­tumsver­hält­nisse gel­ten.
Nun soll dieser Text nicht Wer­bung machen für die Linkspartei, was ohne­hin bei so vie­len stre­it­baren Posi­tio­nen unge­mein schwierig ist, son­dern nur auf die Parolen des NRW-Lan­des­vaters aufmerk­sam machen. Und die sind nun mal stark polemisch und kaschieren, wie z. B. bei der Kon­tro­verse um den Reli­gion­sun­ter­richt und das Scheit­ern der Hauptschule, den Man­gel an eige­nen Posi­tio­nen.

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Das Schwinden der Glaubwürdigkeit der SPD

Thomas Stadler bilanziert ganz richtig:
Wie nun­mehr bekan­nt wurde, war [der Umstand, dass die große Mehrzahl der Serv­er, die auf aus­ländis­chen Sper­rlis­ten als kinder­pornografisch aufge­führt sind, in Europa und den USA ste­hen,] den Bun­destags­frak­tio­nen, ins­beson­dere der SPD-Frak­tion, bere­its vor der Abstim­mung im Bun­destag pos­i­tiv bekan­nt und zwar inter­es­san­ter Weise auf­grund eines Schreibens des BKA. (…)
Die SPD set­zt dem nun­mehr die Kro­ne auf, indem sie diese Infor­ma­tion, die ihr bere­its im Zeit­punkt ihrer Zus­tim­mung zum Zugangser­schwerungs­ge­setz bekan­nt war, als Begrün­dung dafür her­anzieht, sich nachträglich gegen das Gesetz auszus­prechen. Damit set­zt die Partei ein ein­sames High­light in Sachen Unglaub­würdigkeit, das kaum mehr zu top­pen ist.

Aber, hier wird ja nur etwas offen­gelegt, was auch schon länger bekan­nt gewe­sen ist: Die SPD hat aus Wahlkampf­tak­tik dem Gesetz zu ges­timmt.
Ich habe damals mal ein Mit­glied der SPD, das sich in den höheren Kreisen ausken­nt, gefragt, wie das denn einzuschätzen sei mit der Hal­tung der SPD, wo ihr doch ger­ade so an die 132.000 poten­tielle Wäh­ler flöten gehen.
Da wurde ich gefragt, ob ich denn gar nicht wüsste, wie das bei Parteien so abgin­ge? Wenn bei abgeordnetenwatch.de beispiel­sweise einem Abge­ord­neten eine bes­timmte Frage nach der Hal­tung der SPD gestellt werde, dann holt er die ihm zugeschick­te vorge­fer­tigte Mei­n­ung der Partei her­vor und kopiert die 1:1 da rein. Und so müsse ich mir das dann auch bei dieser Frage vorstellen: Irgend­je­mand hat da was beschlossen, aus welchen Grün­den auch immer, und dass zieht man jet­zt durch. Wenn das jet­zt falsch begrün­det ist oder dem einzel­nen quer läuft: Pech!
spdglaube
Ich bin mir ziem­lich sich­er, dass das genau­so auch bei der CDU und anderen Parteien läuft. Nur: In der so agilen Öffentlichkeit wie sie momen­tan herrscht, funk­tion­iert das nicht mehr so sauber. Parteien dür­fen sich eben nicht wun­dern, wenn Gepflo­gen­heit­en, die intern nich­tau­tonome Parteigänger zu akzep­tieren haben, extern von den Bürg­ern als Quatsch ange­se­hen wer­den. Ganz ein­fach, weil es das ist: Quatsch.
Frak­tion­szwang war nie Bürg­er­wille. Frak­tion­szwang oder wie die CDU es artver­wandt nen­nt: Geschlossen­heit soll nach ein­er aufgek­lärten Diskus­sion hergestellte, inner­parteiliche Einigkeit darstellen. Es wird aber durch die Öffentlichkeit nur noch als Maulko­r­b­ver­fahren wahrgenom­men. Das ist eben die öffentliche Ein­schätzung von Poli­tik. Volkspartei ist da nie­mand mehr, wer lässt sich schon pri­vat so ein Maulko­r­b­ver­fahren gefall­en? Deswe­gen gibt es keinen Trend, in solche Parteien einzutreten. Und dieses Geschlossen­heits­dik­tum ist auch, weil es eben nicht mehr als ein Dik­tum ist, anti-aufk­lärerisch, d.i. eine klärende, aber eben auch zeitaufwändi­ge Diskus­sion wird zugun­sten der Bas­ta-Poli­tik aufgegeben. Wer soll nun aber jeman­den wählen, der seinem eige­nen Denken, das zumin­d­est den Anspruch ein­er aufgek­lärten Hal­tung hat, so ekla­tant wider­spricht? Deswe­gen schwindet die Wäh­lerzus­tim­mung der Parteien.
Die SPD hat ein paar Köpfe aus­ge­tauscht, aber eben keine Gepflo­gen­heit­en geän­dert. Wenn sie sich jet­zt ern­thaft wun­dert, weswe­gen keine Verän­derung bei der Zus­tim­mung der Bürg­er ein­tritt, so sei ihr gesagt: Noch ist die SPD in Umfra­gen 6% vor den Grü­nen. Noch.

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