Jetzt ist also mit Thorsten Schäfter-Gümbel schon der nächste SPD-Politiker da, der über Twitter irgendwie versucht, Publizität zu bekommen. Und nach Hubertus Heil will erneut Sascha Lobo, eifrig Parteisoldat, dieses beflügeln. Letzterer hatte schon im Dezember über den Twitter-Auftritt von Heil in der Süddeutschen behauptet, es sei ein großer Erfolg gewesen. Im Gegenzug wurde Lobo von der Süddeutschen ein Vorreiter in Sachen Twitter genannt. Schön zu lesen, mit welcher Leichtigkeit hier irgendwelche Begriffe in Texte geschmissen werden, deren Aussagekraft an nichts verständlich gemacht wird. Um einen Vorreiter im Sine von “Pionier” wird es sich wohl kaum handeln. Vielleicht um einen Vorreiter der Apokalypse, wenn man sich die Apokalypse etwas wegdenkt.
Wie auch immer. Dieses Vorgehen scheint sowieso ein Trend bei SPD und anderen zu sein. In keiner anderen Partei werden ja gerade soviele Leute verheizt. Ypsilanti, Heil, Schäfer-Gümbel. Alles Personen, die irgendwann irgendwie ohne auf ihrer Persönlichkeit gegründetes Interesse im Scheinwerferlicht stehen und die Zeit der Anleuchtung nicht zu nutzen wissen, um Inhalte rüber zu bringen. Und wenn das Licht dann wieder gedimmt wird, sitzen sie wieder im Dunkeln. Da kann man noch so lange versuchen, irgendwelche Trends aufzuspüren und zu denken, man müsse doch nur Teil einer Trendbewegung sein, um Erfolg zu haben, genau dieser wird sich nicht einstellen. Es erinnert mich fast an die 80er, in denen schamlos irgendwelche Popsongs aus dem Englischen hahnebüchend ins Deutsche übersetzt wurden (“Moonlight Shadow”). Das funktionierte so lange einigermaßen gut, bis die Angesprochenen das Prinzip verstanden hatten, bis sie ebenso auf die Originale zugreifen konnten und auf die Raubkopie verzichteten.
Um diese Aktion noch etwas zu beweihräuchern, wurde Schäfer-Gümbel über Twitter von Robert Basic interviewt. Wenn Sie jetzt fragen: Ja, was qualifiziert denn Robert Basic eigentlich dazu, Schäfer-Gümbel zu interviewen, ist das ganz einfach zu beantworten: Ungefähr das, was Schäfer-Gümbel qualifiziert, Ministerpräsident von Hessen zu werden oder das, was den Ex-Blogger Lobo qualifiziert, über andere Blogs zu richten: Der Glaube an deren Qualifikation. Unter Beweis gestellt wird das nicht. Das ist auch gar nicht vorgesehen. Fans in den eigenen Reihen gibt es schließlich genug:
Aber es dauert wohl noch einige Zeit, bis die ehemalige Volkspartei SPD lernt. Bis sie lernt, dass das Konzept, jemanden einfach zu bestimmen, im Scheinwerferlicht zu stehen, und ihm danach irgendwelche Trends auf den Hals zu drücken, nicht aussreicht, um Politik zu betreiben.
Barack Obama hat um Glaubwürdigkeit gekämpft, nicht um Trends. Trends stellten sich zwar sicherlich ein, aber erst nachdem Glaubwürdigkeit in gewissem Maße hergestellt war und weiterhin angestrebt wurde. Er hat sich eben nicht, wie die SPD, durch platte Formulierungen und Aufmerksamkeitsgeheische um die Glaubwürdigkeit gebracht. Das ist der große Unterschied zwischen erfolgreichen Originalen und ihren Coverversionen.
P.S.
Ganz putzig ist aber die Titanic, die, kaum hat Schäfer-Gümbel angekündigt in Saalburg zu sein, seinen Doppelgänger sagen lässt, er gebe jetzt dort eine Lokalrunde.