Die Neue Osnabrücker Zeitung titelt heute knackig: Uni Bielefeld wildert in Osnabrück. Was ist denn da los? Die Uni Bielefeld hat zwar eine wesentlich höhere Studentenzahl als die, für die sie ausgerichtet worden ist, aber sie muss offensichtlich weiter expandieren: Für einige Abteilungen reicht der Studentenandrang aus OWL offensichtlich nicht. Für eine Expansion hat man eine PR-Kampagne vom Stapel gelassen: Raum zum Querdenken. Diese ist leider nicht viel weiter als das Rausposaunen von Besonderheiten, die oftmals so gar nicht stimmen.
So wird plakatiert: “Eine andere Welt des Studierens … keine Stunde entfernt.” Schon diese Aussage ist ziemlich waghalsig. Plakatiert wird hiermit in Osnabrück, Hannover, Ibbenbüren und Melle. Mit dem Auto aus Melle nach Bielefeld, das wäre die einzige Tour, die in unter einer Stunde machbar wäre. Alles andere dauert länger. Vom Erreichen der Uni, von Zugfahrten, vom Hin- und Wegkommen zum und vom Bahnhof mal ganz zu schweigen. Warum startet diese PR-Kampagne also schon mit einer Aussage, die sich für jeden schnell nach kurzem Nachdenken als falsch erweist?
Eine andere Welt des Studierens soll es also auch noch sein, was sich in Bielefeld vorfindet, aber auch das ist nichts weiter als aufgeblasene PR: Tatsächlich wurde die Universität einst gegründet als Alternative zu talarverstaubten Universitäten wie Münster. Daher stammt der Gedanke, man sei eine Refomruniversität. Was damals aber ein Anspruch war ist heute bloß noch ein Spruch: In Bielefeld geht es genauso verstaubt zu wie überall anders auch. Raum zum Querdenken ist angesichts vollgepropfter Master- und Bachelor-Studiengänge auch kaum noch vorhanden. Jedenfalls nicht genug, dass es eine PR-Kampagne, die diese Uni von anderen unterscheiden möchte, rechtfertigen könnte.
Nun sind PR-Kampagnen im universitären Betrieb nichts neues. Schon Platon hat das so gehandhabt. Allerdings sind die Texte, die er zu Werbezwecken damals verwendete, heute Klassiker in der Philosophie. Diese PR-Kampagne der Uni Bielefeld, die für 11 Tage Osnabrück schon 12000€ kostet, besagt nur, dass man enorm auf PR bauen muss, um Bielefeld zu promoten. Offenbahr fehlen überzeugend gute Gründe so sehr, dass man auf geschönte Anfahrtszeiten, “Bielefeld”-Suchtreffer bei YouTube und seit 20 Jahren pensionierte oder verstorbene Wissenschaftler verweist. Innovativ ist anders.
Vielleicht liege ich aber auch komplett falsch. Sind etwa die ersten Studenten von morgen schon so weit, dass sie YouTube-Trefferzahlen bei der Wahl ihrer künftigen Universität ernsthaft in Erwägung ziehen? Du und ich — wir wissen’s nich’!