Was ich noch sagen wollte zum… Sieg von Lena Meyer-Landrut beim European Song Contest

Das Lied Satel­lite war schon seit Wochen eines der erfol­gre­ich­sten YouTube-Videos deutsch­er Herkun­ft. Aber das alleine, resp. der Ein­satz von Medi­en, wird den Sieg von Lena beim Euro­pean Song Con­test nicht erk­lären kön­nen. Schließlich haben 120 Mil­lio­nen Zuschauer zuge­se­hen und einige Mil­lio­nen wer­den schon angerufen haben, da wer­den 10 Mil­lio­nen nicht unbe­d­ingt reichen, denke ich.

Nun wird die Inter­pre­ta­tion­s­maschiner­ie ansprin­gen, um dem The­ma so lange wie möglich irgen­det­was abzugewin­nen. Das Lied selb­st, das mich eigentlich schon seit Wochen eher nervt als begeis­tert, wird dafür nicht auss­re­ichen: Es ist schlicht zu schnell abgenudelt.

Was die Mach­er hin­ter dem Lied, damit seine mal Raab, Mey­er-Lan­drut und wer sich son­st eingeschal­tet hat gemeint, allerd­ings erre­icht haben, ist, dass mit Kreativ­ität diesem Lied und dieser Sän­gerin eine all­ge­mein akzep­tierte Büh­nen­präsenz ver­liehen wurde. Dazu wurde am Auftritt gefeilt, das kurze Schwarze wurde nie einge­mot­tet, Back­ground­sän­gerin­nen wur­den hinzugenom­men und dies und das andere mehr noch. Zum Erfolg war dann sich­er auch zure­ichend, dass die Konkur­renz keine der­ar­tige kün­st­lerische Akzep­tanz über ihre Lieder erre­icht hat. Knapp war der Erfolg jeden­falls nicht.

Damit möchte ich aber mal auf das abzie­len, was diese Ver­anstal­tung für Medi­en-Deutsch­land sein kann: Ein Appel für die Kreativ­ität von Kün­stlern. Dieser Erfolg war ohne Bild und RTL möglich, ohne Super­star, ohne alt­be­währte Songschreiber, die Hits am Bande liefern. Auss­chlaggebend waren Kreative, die auf ihren per­sön­lichen Input gebaut haben.

Solchen Leuten wieder eine Bühne zu geben, sollte die Auf­forderung an alle Medi­en­mach­er in Deutsch­land sein, die ihr Pub­likum mit Super­stars, Hirn­tot­mod­els, Big Pornobroth­er, Hartz-4-Doku-Soaps, aber auch Soko Din­gen­skirchen, Forsthaus Groschen­ro­man, Irgen­dein­Vor­name sucht den Weg zum Glück fortwährend belei­di­gen und wirk­lich kreativ­en Beiträ­gen, die auf der Höhe der Zeit sind, das Wass­er abgraben. Kreativ­ität lässt sich nicht in Wirtschaftlichkeit umrech­nen. Und aus Wirtschaftlichkeit entste­ht keine Kreativ­ität, son­dern nur die Retorte davon.

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Edo Reents: Peter Kruse – Der Vollweise

Die FAZ hat inzwis­chen Edo Reents’ Schmähar­tikel auf Peter Kruse frei zugänglich gemacht. Und so kann nun jed­er kosten­los nachvol­lziehen, wie Reents aus der nicht unberechtigten Analyse, dass Kruse pop­ulär­wis­senschaftlich daherkommt, die Grund­stim­mung zu erzeu­gen ver­sucht, Kruse sei ein intellek­tueller Hochsta­pler.
Dabei out­et Reents sich allerd­ings deut­lich selb­st als vorurteils­be­hafteter Laie:

Es ist Kruse, der die bei­den Lager aufeinan­der loslässt, und zwar auf zweifel­hafter Grund­lage: Nur 191 Per­so­n­en wur­den dazu befragt. Fachkreise begeg­nen den daraus abgeleit­eten The­sen skep­tisch. Jür­gen Kuri, stel­lvertre­tender Chefredak­teur des IT-Mag­a­zins „c’t“, hält das für „eine sta­tis­tisch wenig aus­sagekräftige Grund­lage und wis­senschaftlich nicht halt­bar“.

Herr Reents, die c’t ist doch kein Fachkreis für wis­senschaftliche Stu­di­en.
Auch andere Analy­sen Reents sind kaum ver­ständlich:

Doch die Güte und die Geduld des Weltweisen [Kruse] kön­nen schnell umschla­gen in belehren­den Zorn über den Unver­stand der­er, die auch mitre­den wollen. Das war am Rande der Re:publica während eines Inter­views zu erleben, das Alexan­der Kluges Sender dctp mit ihm führte. Schon die Ein­stiegs­frage nach den Net­zw­erken, die er benutze, war ihm nicht gut genug: „Jet­zt müssen wir gle­ich schon anfan­gen, the­o­retisch zu wer­den“, sagte er kopf­schüt­tel­nd: „Welche Net­zw­erke meinen Sie?“ Damit hat­te er den Mod­er­a­tor so weit, die her­ablassende Lek­tion schließlich mit Demut zu quit­tieren: „Immer wieder inspiri­erend, mit Ihnen zu reden!“

Das ver­ste­he ich nun über­haupt nicht: Wie kann denn die Einzel­frage, welch­es Net­zw­erk von mehreren, in ein­er bes­timmten Frage in Frage kom­men, einem Fragesteller gegenüber demüti­gend sein?
Reents sieht sich unbeir­rt selb­st als Aufk­lär­er, als Ent­larv­er des Flöten­spiel­er von Hameln, was er dann aber doch lieber andere sagen lässt:

Einige durch­schauen ihn aber auch. „Da ste­ht er nun und gener­iert Mehrheit­en der schlicht­en Art“, sagte Diet­mar Moews von der Piraten­partei. Blog­ger und Inter­netkom­men­ta­toren äußern sich unverblümt: „Kruse ist der Hyper-Schwobler des Inter­nets, ver­gle­ich­bar nur mit Franz Beck­en­bauer im Fußball oder mit Peter Slo­ter­dijk im Lit­er­aturbe­trieb. Mit sein­er Brachial­rhetorik, sein­er enorm schnellen Sprechgeschwindigkeit, welche dem Zuhör­er keine Chance zu einem klaren Gedanken lässt, ver­mit­telt er die Illu­sion, er hätte unglaublich Bedeu­ten­des und Weg­weisendes mitzuteilen.“

Wer Aufk­lärung aber der­art polemisch in Angriff nimmt, der dro­ht zu scheit­ern. Und eben dies passiert dem Ger­man­is­ten Reents nach all diesem unqual­i­fizierten Rum­spsy­chol­o­gisieren über die Per­son Krus­es am Ende des Textes noch ein­mal:

In der Regel wer­den von Nextprac­tice weniger als zwei­hun­dert Per­so­n­en befragt; dafür wird das mit dem Attrib­ut „qual­i­ta­tives Inter­view“ verse­hen — als hät­ten alle anderen Inter­views keine Qual­ität. Auf den Anspruch auf wis­senschaftliche Seriosität, darauf, etwas Rel­e­vantes über unsere Gesellschaft auszusagen und sie über Beratung auch zu bee­in­flussen, reagiert man in Fachkreisen mit Gelächter. Ursu­la Dehm, die beim ZDF seit vie­len Jahren Medi­en­forschung betreibt, kriegt sich gar nicht wieder ein: „Da dreht sich einem das Empirik­er-Herz um. Das ist quirliger Non­sens.“

Was in Fachkreisen ein qual­i­ta­tives Inter­view genan­nt wird, und wieviele Ver­suchsper­so­n­en für eine wis­senschaftliche akzep­tierte Analyse benötigt wer­den, das ist Reents völ­lig unbekan­nt. Auch dass Reents bei Fachkreisen für wis­senschaftliche Stu­di­en nur die c’t und das ZDF ein­fall­en, erzeugt eine gewisse Irri­ta­tion. Aber er ist anfäl­lig für Leute, die lachen, soviel ver­ste­ht der Leser.
Nun mag Kruse pop­ulär­wis­senschaftlich und für einige platt daherkom­men, das ändert nichts daran, dass eine wis­senschaftliche Analyse nicht dadurch falsch wird, dass ein Laie wie Reents sie nicht ver­ste­ht. Wäre Reents der Aufk­lär­er des Phänomens Kruse, er hätte wis­senschaftlich auf der Höhe sein müssen, dies sach­lich ver­ständlich begrün­den zu kön­nen. So aber ist er genau der unwis­senschaftliche, vorurteilsver­haftete Wind­müh­le­n­an­a­lyst, den er in Kruse zu erken­nen glaubt.
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Bei Gun­nar­sohn sind Reak­tio­nen auf den Text ver­sam­melt.

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Was ich noch sagen wollte zu… Volker Becks Demokratieverständnis


Bei den Grü­nen hat sich MdB Volk­er Beck auf Twit­ter zu Wort gemeldet, der sich von den Pirat­en ver­rat­en fühlt. Für diese Äußerung wird er von der Bun­des­geschäfts­führerin Stef­fi Lemke gedeck­elt. Darauf hin zieht Beck den Schwanz ein, tit­uliert seinen dazuge­höri­gen Blog­a­r­tikel als Ironie um und ver­sucht klar zu stellen:

Mein Anliegen war es, unaufgeregt die Frage zu disku­tieren, ob man eine Wahlentschei­dung nach den Umset­zungschan­cen für poli­tis­che Inhalte im Rah­men der wahrschein­lichen Mehrheitsver­hält­nisse fällt oder allein danach, welch­er Partei man sich zuschreibt.

Die Frage scheint für Beck beant­wortet, schließlich führt er nichts dazu an, weswe­gen man gute Gründe haben kön­nte, allein danach zu wählen, welch­er Partei man sich zuschreibt. Das Wort allein liest sich auch so, als sei hierin weniger Wahl­frei­heit enthal­ten, als wenn man tak­tisch wählt. Die Wort­wahl welch­er Partei man sich zuschreibt klingt, als ob hier vom Fan-sein eines Fußball­clubs die Rede ist.
Es ist ein wenig selt­sam, dass es ger­ade ein Grün­er ist, der das tak­tis­che Wählen anpreist. Schließlich wusste man als Wäh­ler der Grü­nen vor der Stim­ma­b­gabe zur Land­tagswahl 2010 über­haupt nicht, für was für eine Koali­tion er da ges­timmt hätte: Ampel, Jamai­ka, Rot-Grün, Rot-rot-grün — es war schlicht alles drin.
Nun scheint Beck zudem der Ansicht zu sein, dass man zum Anstoß ein­er Diskus­sion jede gle­ich wie gefärbte Frage in die Runde wer­fen darf ohne für die Fär­bung kri­tisiert zu wer­den. So ver­ste­he ich zumin­d­est den Vorstoß, den Beitrag als Ironie zu betiteln und nicht mehr als ern­sthafte Äußerung. Und da kann man eben was gegen haben.
Was für ein Demokratiev­er­ständ­nis ist es eigentlich, Wäh­lern zu empfehlen, nicht mehr Poli­tik­er inhaltlich so ernst zu nehmen, dass man dessen Stimme mit sein­er Stimme unter­stützt, unab­hängig davon, welche poli­tis­chen Möglichkeit­en sich diesem dadurch ergeben? Fühlt sich der Wäh­ler da noch ernst genom­men? Fühlt sich der Sach­poli­tik­er, dem aus Tak­tik Stim­men ent­zo­gen wer­den, da noch ernst genom­men? Soll­ten wir Wahlergeb­nisse umrech­nen in die Ergeb­nisse der Leih­stim­men und die der authen­tis­chen?
Es ist eine Sache, wenn sich Wäh­ler ent­täuscht zeigen, sei es, weil ihre eigene Stimme ange­blich nichts bewirkt, oder weil Koali­tio­nen her­auskom­men, die nie­mand gewählt hat. Etwas anderes ist es, wenn Poli­tik­er die Entschei­dungs­berech­ti­gung ern­sthaft abgegeben­er Wahlstim­men unter­graben. So gese­hen ist es ver­wun­der­lich, wie inten­siv man nach­forscht, was Mit­glieder der Linkspartei über die Legit­im­ität der DDR sagen, und wie inten­siv man ignori­ert, wie die Mit­glieder des Bun­destags ihrer­seits eigentlich Demokratie ver­ste­hen.
Aber eigentlich war ja auch alles Ironie, wenn ich das richtig ver­standen habe.

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Noch mehr Spionagefunktionen bei Facebook

Ich hab ja erst vor kurzem geschrieben, dass Face­book per­sön­liche Infor­ma­tio­nen auf anderen Inter­net­seit­en auf­tauchen lässt, ohne dass man bei Face­book direkt angemeldet ist. Natür­lich auch ohne Infor­ma­tion, dass Face­book so etwas tut. Es ist nur ein klein­er gedanklich­er Schritt, anzunehmen, dass Face­book auf ähn­lichem Wege Infor­ma­tio­nen von anderen Seit­en, die ein Face­book-Benutzer ansurft, ver­ar­beit­et.

Und genau das ist mir ger­ade passiert. Ich rufe einen Artikel bei Bild­blog auf und wun­dere mich etwas über das Artike­lende. Das sah so aus:

bildblogfaebook

Warum wohl ist das Face­book-Kästchen in nieder­ländis­ch­er Sprache?

Das kön­nte damit etwas zu tun haben, dass ich einige Minuten zuvor auf ein­er nieder­ländis­chen Inter­net­seite gewe­sen bin. Allerd­ings ist dort kein Face­book-Plu­g­in zu find­en und irgend­wie ist es selt­sam, dass sich auch meine Face­book-Start­seite ins Nieder­ländis­che gewan­delt hat. Und natür­lich: Angemeldet bei Face­book war ich die ganze Zeit nicht. [Btw: Was ist eigentlich die genaue Def­i­n­i­tion von Phish­ing?]

Vielle­icht gibt es für diese Selt­samkeit eine Spitzen­erk­lärung, dass nur irgen­det­was im Brows­er oder zwis­chen den kom­mu­nizieren­den Com­put­ern schief gelaufen ist und natür­lich keine Infor­ma­tion an Face­book weit­er gegeben wurde. Aber wer würde sowas denn noch vol­lkom­men glauben? Daher bekommt Face­book bei mir nun seinen eige­nen kleinen Brows­er, in dem nichts anderes als Face­book angesurft wird. Vielle­icht hil­ft das ja.

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Hat NRW eigentlich ein ernsthaftes Bildungskonzept?

lehrerdemo

Bei der CDU hat Herr Koch ja kür­zlich raus­ge­hauen, dass, wenn stark gekürzt wer­den soll in näch­ster Zeit, der Bil­dungs­bere­ich davon nicht ver­schont wer­den würde. Da hier eh schon ges­part wird, ist Frage ist eigentlich, wo denn noch.

Nun hat die SPD im Wahlkampf getönt, es fehlten 5000 Stellen, während die CDU meinte, man habe aber doch 5000 Lehrer neu eingestellt. Dies seien aber nur Neuanstel­lun­gen auf Grund von Lehrern, die in Rente gin­gen.

Wir wollen mal nicht unter den Tisch fall­en lassen, dass es die NRW-SPD gewe­sen ist, die auf die fixe Idee kam, am Ferien­be­ginn Lehrer mas­siv zu ent­lassen und zu Schul­be­ginn diesel­ben Lehrer wieder einzustellen, um Geld zu sparen. Das würde ich ja gern mit Poli­tik­ern im Land­tag machen. Fair­ness für alle.

Aber schauen wir uns die aktuelle Lage mal am Beispiel für Grund­schullehrer im Regierungs­bezirk Mün­ster an. Sie kön­nen auch den angren­zen­den Regierungs­bezirk Det­mold mit ins Boot nehmen, da sieht es ähn­lich aus. In bei­den Bezirken wohnen ins­ge­samt 4,6 Mil­lio­nen Nor­drhein-West­falen. Also: 5000 “neue” Stellen, wieviele Grund­schullehrer wur­den wohl bei diesen Zahlen nach offiziellen Angaben im let­zten Schul­hal­b­jahr und im kom­menden neu in den Regierungs­bezirken Mün­ster und Det­mold eingestellt?

Null.

Nie­mand. Offen­bar kann man als Grund­schullehrer ger­ade nicht ein­mal als Vertre­tung in den Schul­be­trieb kom­men. Und wenn doch mal was frei ist, sollte man sich als Lehrer wohl je nach Lan­desregierung darauf ein­stellen, zwis­chen Anstel­lung und Hartz IV hin und her zu pen­deln.

Lei­der wurde im Wahlkampf ja nicht über Inhalte gesprochen. Son­st hätte man ja erfahren kön­nen, ob irgen­deine Partei nach den Patzern der Ver­gan­gen­heit über ein frucht­bares Bil­dungskonzept ver­fügt. Anson­sten sehe ich bei Poli­tik­er­stellen eigentlich ein großes Einsparungspo­ten­tial.

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Bildquelle: http://www.flickr.com/photos/grantneufeld/ / CC BY-NC 2.0
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Was ich noch sagen wollte zu… Blogstatistiken

Ger­ade wird mein kleines Pri­vat­blog wieder öfters aufgerufen, meist über Google, ohne dass ich genau wüsste, weswe­gen es zu ein­er stärk­eren Nach­frage kommt. Wahrschein­lich ist das Wet­ter zu schlecht, um draußen was zu unternehmen.

Das bringt mich aber dazu, mal kurz zu erzählen, warum ich auf Blogsta­tis­tiken nicht mehr son­der­lich achte. Ich hab let­ztens in klein­er Runde mal erzählt, dass ich mit meinen eige­nen Blogs so 1000 Leser täglich habe. Und darauf reagierten die Zuhör­er, von denen einige auch bloggen und das teil­weise schon seit Jahren, irgend­wie so beein­druckt, dass ich sofort abgewunken habe.

Diese Zahl ist zwar einiger­maßen um die Such­maschi­nen und Bots bere­inigt, hin­ter denen kein Men­sch, son­dern eben nur eine Mas­chine ste­ht. Aber den­noch rede ich bei Leser nur von Zugrif­f­en. Unter Leser aber sind ja nur diejeni­gen inter­es­sant, die sich wirk­lich mit dem Beschäfti­gen, was geblog­gt wurde. Ein solch­er Leser würde sich die Zeit nehmen, den Text zu lesen, nicht sofort weit­er klick­en. Ich füh­le mich ja auch nicht als Leser der Bildzeitung, nur weil mir ihr Auf­mach­er im Zeitungsladen in den Blick fällt.

Ich würde mich selb­st auch nicht als Leser eines Blogs hal­ten, nur weil ich dort mal ein Youtube-Film­chen gese­hen hätte. Manche Blogs leit­en ihre Rel­e­vanz an der durch­schnit­tlichen Anzahl der Kom­mentare zu Einzel­beiträ­gen ab. Ich kenne allerd­ings kein einziges Blog, bei dem die Kom­mentare mit dem hohen Anspruch eines Diskurs­es lesenswert wären. oft­mals ist es eben nur Gequatsche von Leuten, die quatschen wollen. Das ist kaum aus­sagekräftig.

Dage­gen kenne ich viele Per­so­n­en, die dur­chaus meine Artikel lesen und mich offline darauf ansprechen und offline darüber reden möchte, was einem Diskurs, wenn man das Wort denn ver­wen­den möchte, viel näher kommt. Online wäre es eine Entsprechung, wenn viele Blogs auf einen bes­timmten Blog­a­r­tikel diskur­siv reagieren wür­den. Das passiert allerd­ings derzeit äußerst sel­ten.

Und so redet man, wenn man über Blogsta­tis­tiken redet, über Sta­tis­tiken, deren Aus­sagekraft man selb­st kaum ver­standen hat, mit Leuten, die es eben­sowenig oder ganz anders ver­ste­hen. Daher rede ich viel lieber über Inhalte, da weiß man, was man hat.

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Was ich noch sagen wollte zu… den Vorlesern Amelie Fried und Ijoma Mangold

Diese Lit­er­atursendung nervt, soviel sollte man voraus schick­en. Sie hat auch ihre guten Momente, aber davor, dazwis­chen und danach nervt sie.

Ijo­ma Man­gold trägt einen braunkari­ertes Sakko zu einem den ober­sten Knopf geöffnet haben­den hell­blauen Hemd. Das ist im Fernse­hen, das bekan­ntlich Far­ben überträgt, so fehl am Platze wie seine über­bor­den­den Erzäh­lun­gen, in denen er mit viel zu vie­len Worten, viel zu vie­len Adjek­tiv­en. Irgend­wann hört man Man­gold ein­fach nicht mehr zu. Dass Man­gold ein her­vor­ra­gen­des Gespür für gute Lit­er­atur hat — in dieser Sendung kommt es nicht durch.

Amelie Fried sieht immer­hin 20 Jahre jünger aus als sie ist, schafft es allerd­ings Büch­er noch mehr zu ver­schwafeln als Elke Hei­den­re­ich, die auch schon kaum klar macht, was an einem bes­timmten Buch gut ist:

Ich war sofort von dem Buch gefes­selt und dachte mir “Wow”.

Warum das so war, erläutert Fried nicht. Frieds Eit­elkeit ste­ht dem Inter­esse des Lesers, das Wesentliche der vorgestell­ten Büch­er zu erfassen, immer wieder im Wege.

Und in diesem Wech­sel­spiel zweier Mod­er­a­toren, die auf ihre Weise den Leser über­fordern, wer­den viel zu schnell dutzende Büch­er vorgestellt. Die Bil­dregie nervt den Zuschauer weit­erge­hend mit Bildern, in denen abwech­sel­nd Büch­er und Mod­er­a­toren scharf gestellt wer­den. Nicht nur will man offen­sichtlichtlich fre­itag Abends um Vier­tel vor 12 den Zuschauer ner­ven, man will auch noch seinen Blick führen.

Liebe Frau Fried, lieber Herr Man­gold: Bevor Sie im Sep­tem­ber wieder auf Sendung gehen, studieren Sie bitte nochmal inten­siv die Sendun­gen von Her­rn Scheck oder Her­rn Ker­sten. Dort find­et man genü­gend Rubriken, Tem­pov­or­gaben und kri­tis­che Anmerkun­gen, die alle­samt zuschauer­fre­undlich­er sind als das, was Sie da anbi­eten.

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NRW sucht den Ministerpräsidenten

Beim Spiegel spielt man mal CDU-intern die Min­is­ter­präsi­den­ten­suche durch. Zwar gibt es auch SPD-Stim­men, die in ein­er großen Koali­tion einen SPD-Min­is­ter­präsi­den­ten trotz gerin­ger­er Stim­men ver­glichen mit der CDU haben wollen, aber die gab es auch in Hes­sen.

Genan­nt wer­den als Kan­di­dat­en Jür­gen Rüttgers (bei Neuwahlen), Armin Laschet, Andreas Krautscheid und Karl-Josef Lau­mann.

Nun hat Krautscheid sicher­lich MP-Ambi­tio­nen, hin­ter­ließ aber als Gen­er­alsekretär im Land­tagswahlkampf oft­mals einen eher arro­gan­ten Ein­druck. Die Feuer im Wahlkampf hat er nicht aus­treten kön­nen, was vielle­icht etwas viel ver­langt gewe­sen wäre. Immer­hin kön­nte man in der Partei dankbar sein, dass er über­haupt den Posten vom unglück­lich agieren­den Hen­drik Wüst über­nom­men hat. Aber allzu weit wird die Dankbarkeit wohl nicht gehen.

Bleiben daher Laschet und Lau­mann. Bei­de hät­ten es als MP ein­er großen Koali­tion leichter als Krautscheid, bei­de gel­ten als eher links. Laschet wird der bessere Auftritt nachge­sagt, er gilt partei­in­tern allerd­ings auch als Pos­er. Lau­mann hat in sein­er bish­eri­gen Poli­tikkar­riere immer zu tak­tieren ver­standen, stand keinem Skan­dal nahe und tritt für christliche Werte ein.

Inter­es­sant würde es daher wer­den, wenn (und wann) Lau­mann seinen Hut in den Ring wirft.

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Wahltag der Abrechnung

Heute wird es sich zeigen, ob die Maulwürfe in der NRW-CDU ihr Ziel erre­icht haben, ihrer partei­in­ter­nen Führung einen Denkzettel zu ver­passen. In Umfra­gen ist die CDU kon­stant gefall­en, von anfangs 41% auf 37%. Zusam­men mit ein­er kon­tur­losen NRW-FDP wird das den Umfra­gen zufolge nicht reichen für eine Weit­er­führung der Koali­tion. Aber lassen wir uns über­raschen.

Mit dem heuti­gen Tag geht aber vor­erst der Kom­bi-Wahlkampf von Bun­des- und Land­tagswahl zuende, der einen frischen Wind mit sich gebracht hat: Über das Inter­net wur­den mas­siv Infor­ma­tio­nen gehan­delt, von denen die Parteien allen­thal­ben über­rascht wur­den.

Das Wir in NRW Blog hat es geschaft, Poli­tik­er aus der zweit­en Rei­he der CDU ins Ram­p­en­licht zu zer­ren und Eit­elkeit­en und Schmu zu the­ma­tisieren, so wie in der Tat es Tageszeitun­gen nicht ver­mocht haben. Hen­drik Wüst durfte deswe­gen seinen Hut als Gen­er­alsekretär nehmen, andere wie Land­tagspräsi­dentin van Dinther oder Boris Berg­er haben ful­mi­nant an Anse­hen ver­loren.

In welch­er Rolle auch immer die NRW-CDU aus dieser Wahl her­aus­tritt, sie wird intern umkrem­peln müssen. Sie wird sich kaum ein zweites Mal erlauben kön­nen, der­art vorge­führt zu wer­den wie in diesem Wahlkampf.

Das Wir in NRW Blog resümiert den Land­tagswahlkampf, aber auch möglicher­weise die eigene Bedeu­tung abschließend, dass sich bei ihnen 730.000 Leser informiert hät­ten. Das klingt zunächst imposant, sollte aber run­terg­erech­net wer­den: Die Zahl bezieht sich auf 5 Monate, was täglich 4866 IP-Adressen sind, die die Seite anges­teuert haben. IP-Adressen sind keine Leser, nicht mal unbe­d­ingt Men­schen, sprich: Das kön­nen auch Com­put­er sein, wie Such­maschi­nen. Und da Com­put­er meist täglich neue IP-Adressen bekom­men, ist die Hochrech­nung dieser Zahl zu 730.000 Lesern gän­zlich in Zweifel zu ziehen. Und dann sollte man vielle­icht auch noch die Leser her­aus­nehmen, die nur aus beru­flichem oder parteis­trate­gis­chem Inter­esse die Seite aufrufen. So imposant ist eine solche Zahl dann nicht mehr.

Aber Zeitun­gen haben dies aufge­grif­f­en und so ent­stand eine net­zw­erkar­tige Verbindung von Blogs und tra­di­tionellen Medi­en, die dur­chaus viele Wäh­ler erre­icht hat. Dieses Net­zw­erk lässt sich nur nicht anschaulich in Zahlen aus­drück­en, allein dadurch schon, dass die tra­di­tionellen Medi­en oft immer noch die eigentlichen Quellen ihrer Nachricht­en ver­heim­lichen.

Wenn die NRW-CDU meint, dieses Blog sei eine reine SPD-Kam­pagne und es gäbe nur einen Maulwurf, offen­bart sie nur, dass sie noch weniger vom Inter­net ver­ste­ht, als man gedacht hat. Für alle Parteien gilt, dass sie im Inter­net so recht keinen Draht zum Großteil der Nutzer find­en. Oder ken­nen Sie jeman­den, der je vom Restau­rant Kraftvoll gehört hat?

In gewiss­er Hin­sicht hat man bei der NRW-CDU recht, wenn man meint, das Inter­net sei nicht wahlentschei­dend: Keine Partei hat es ver­mocht, über das Inter­net Wäh­ler zu bewe­gen. Aber das ist den Parteien anzu­las­ten, nicht dem Inter­net. Denn dort wer­den aktuelle poli­tis­che Infor­ma­tio­nen inzwis­chen dur­chaus wie warme Sem­meln gehan­delt. So gelangte der Deutsche Hebam­men­ver­band in der ver­gan­genen Woche mit sein­er E‑Petition inner­halb von nicht ein­mal 3 Tagen an 50.000 Unter­stützer. Sowas wäre früher in dieser kurzen Zeit und über­haupt undenkbar gewe­sen.

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