Gute Nacht
Die New York Times fasst die Vorgänge beim Sturm auf das Capitol 2021 anschaulich zusammen. Man hört von Planungen, dass beteiligte Gruppen noch einmal auf die Straße wollen, aber wieso sollte man solche Gerüchte gerade wohl nicht irgendwo finden?
In Großbritannien offenbaren sich erste Probleme, die die Regierung nach eigener Darstellung eigentlich im Griff hatte: Bands müssen für jedes EU-Land Visa beantragen, obwohl die EU wie jedem anderen Land ein einfaches Angebot gemacht hat. Da Fischexporte in die EU zu viel Papierarbeit mit sich ziehen, steht die Fischerei in Großbritannien vor einem Ausfuhrstopp.
Marina Hyde schlägt die Hände überm Kopf zusammen, dass in Großbritannien eine Art Foxnews enstehen soll.
Und während ich mir die Frage stelle: Wie weit könnte die Blödzeitung noch ihre Verbindung zu Rationalität runterfahren, um mit den Fox-Kanälen dieser Welt mitzuhalten? fahre ich den Rechner runter.
Guten Morgen
Gestern Abend wurde das US Capitol durch Trump-Anhänger gestürmt und Elmar Theveßen sein Mikrophon abgenommen. Vier Menschen starben, Trump ist noch im Amt und ich kann noch nicht sehen, dass sich das ändern würde, wenn man im Capitol meint, hinter dem Aufruhr stecke eigentlich die Antifa.
Einer der Leute, die sich hinter das Pult im Capitol gesetzt haben, hat sich zuvor öffentlich zu erkennen gegeben. Warum diese Leute so einfach ins Capitol kamen, ist noch unklar.
Tja, wen wundert das noch: Der Sturm des Capitols war angekündigt.
Im besten Fall hat man in London am 19. Januar nur 2000 Betten zu wenig für Corona-Patienten.
Und während ich mir die Frage stelle: Hat von den Republikanern keiner Bammel, was Trump noch anstellen könnte? hole ich mir erstmal noch einen Kaffee.
Die Top10-Tweets des Dezembers
Der Ikea-Katalog wird eingestellt. In der letzten Ausgabe stellt sich heraus, dass Billy das alles nur geträumt hat.
— Krieg und Freitag (@kriegundfreitag) · 8. Dezember 2020
2020 wird mir immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem Armin Laschet bei Anne Will 2 x “aufgoogeln” sagte (“Das können Sie jederzeit aufgoogeln!”, “Googeln Sie es auf!”)
— Hauck & Bauer (@hauckundbauer) · 11. Dezember 2020
Die Kita schließt ab Montag für 4 Wochen.
Meine Frage, ob wir die Kinder vorher abholen müssen, kam nur so semi an.— Einhörnsche (@einhoernsche) · 11. Dezember 2020
Dieses Jahr ist ungefähr vergleichbar mit dem Moment, als man damals in die Sporthalle reinkam und alles zum Geräteturnen aufgebaut war.
— herbstmädchen (@meerbIau) · 13. Dezember 2020
Der Wellensittich ist übrigens nur der sichtbare Teil des Quantensittichs.
— Tim Julian Ruster (@TimRuster) · 15. Dezember 2020
Hab gerade mal ein bisschen nachgedacht…könnte man nicht auch sagen: Der Kapitalismus zerstört unsere Lebensweise? Vielleicht ein bisschen polemisch, aber vielleicht ist ja was dran. Anyway, ihr hört Hitradio 89 Ulm und das hier ist Nickelback mit ihrem Song How you remind me.
— Dax Werner (@DaxWerner) · 15. Dezember 2020
„Ich hab die Handwerker im Haus“, klingt immer, als gäbe es dagegen ein Spray.
— pinokju (@pinokju) · 15. Dezember 2020
Bei eBay eine Bibel mit 20 Geboten gesehen. Gehe von einer Fälschung aus.
— Peter Breuer (@peterbreuer) · 16. Dezember 2020
Übrigens darf Reitunterricht einzeln weiter stattfinden, weil “die Stuten bewegt werden müssen”!
Und warum müssen Bordelle dann schließen hä!???? HÄ???????
— happyfeet 🤘 (@12happyfeet12) · 16. Dezember 2020
es böllert, aber vielleicht ist es auch nur schusswaffengebrauch. das weiß man in offenbach ja nie so.
— Tina ReWayne 🐦⛰💪 (@MissWayne) · 30. Dezember 2020
Danny Vera — Roller Coaster (live)
Gute Nacht
Beim russischen Anti-Corona-Imfpfstoff Sputnik 5 läuft alles wie erwartet: Die Nebenwirkungen machen einen tödlichen Eindruck und die Notfallhotline hat keine Sachinformationen und rät zum Hausarzt zu gehen.
Beim Brexit läuft alles wie erwartet: Die Briten sind komplett vor der EU eingeknickt, dürfen sich von China und den USA erklären lassen, dass sie keine Gewinner sind, und Alan Posener resümiert:
Angela Merkel hat zum Schluss der deutschen Ratspräsidentschaft erreicht, was sie wollte. Das Budget ist verabschiedet, das Corona-Hilfspaket auch. Das Prinzip, dass die EU wie ein Staat Kredite am internationalen Finanzmarkt aufnehmen kann, ist etabliert. In der Zukunft liegen damit Möglichkeiten, mit neu aufgelegten Förderprogrammen Rechtsstaatlichkeit durch Anreize zu fördern, statt durch Strafen zu erzwingen. Und Großbritannien ist nicht mehr auf der Agenda.
Dafür dürfen die Briten jetzt ihren Daten beim Abflug nach Amerikaland hinterherwinken. [via]
Dagegen ist ein 340.000$-Gemälde nicht mit seinem Besitzer vom Düsseldorfer Flughafen abgeflogen, wurde aber später im Altpapier wiedergefunden.
Und während ich mir die Frage stelle: Wie lange merken die Briten noch, was sie an der EU hatten? fahre ich den Rechner runter.
Guten Morgen
Ich nutze ja Goodreads, um etwas grafischer und mit ein paar Statistiken festzuhalten, was ich auf dem mobilen Telefon gerade so lese und gelesen habe, und dass, obwohl Amazon den Dienst vor Jahren aufgekauft hat. Jetzt schmeißt man dort die API-Verbindungsmöglichkeiten zu anderen Diensten raus, die abe rauch immer ziemlich störungsanfällig waren, auch die zu meiner benutzten App SerialReader. Was dann auch nur heisst, dass Goodreads wohl für mich Geschichte ist, weil ich vorrangig die App nutze, nicht das kommerzielle Archivseite.
Dann kann man ja mal jetzt auf einen Google-Reader-Effekt hoffen, so dass offene Alternativen entwickelt werden, wobei die Lücke damals auch nicht gänzlich geschlossen werden konnte. Readn könnte so eine Alternative sein, könnte aber auch als kommerzielles Projekt irgendwann verglühen.
Wirklich schlimm ist allerdings, dass Ikea Klappar nicht mehr verkauft.
Und während ich mir die Frage stelle: Kann man irgendwann auch Plüschtiere drucken? hole ich mir erstmal noch einen Kaffee.
Heulen mit den Journalisten
Michael Hanfeld hat sich mit Mathias Döpfner zur Besprechung der Lage der Zeitungen in Deutschland getroffen. Und wie wir wissen, sind das ja so die kritischsten Gespräche, die man sich überhaupt vorstellen kann, wenn sich zwei Journalisten unterhalten:
Im Netz gilt das Diktat einer vermeintlichen Kostenloskultur. Vermeintlich, weil die Digitalkonzerne Abermilliarden mit den Inhalten anderer verdienen. Was setzen die Presseverlage dem entgegen?
Sie heulen und sagen sehr oft Worte wie”vermeintlich” und Propagandabegriffe wie ”Diktat einer Kostenloskultur”, um auszudrücken, dass sie vermeintlich recht haben, so dass sie ihre Behauptungen gar nicht mehr belegen müssen.
Man habe gute drei Jahre gehabt, sagte der Matze, der gerade gut geerbt hat, aber jetzt mache Google einem wieder das Geschäft kaputt. Irgendwie auch eine Zumutung, dass sich die vierte Gewalt im Staate den Gesetzen des Marktes unterwerfen muss. Denn eigentlich ist der Werbemarkt ja nur für sie da:
Die Verlage sind durch die Dominanz der Plattformen in ihrer Existenz gefährdet. Ihr analoges Geschäft bricht in beschleunigtem Tempo weg, das digitale wird ihnen von vornherein weggenommen.
Es ist ja jetzt auch nicht so, dass den Verlagen nicht schon seitens des Staates kräftig unter die Arme gegriffen wird. Seit fünf Jahren gibt es für Zeitungsboten Rentenbeitragszahlung seitens des Staates, das Doppelte, was die Verlage zahlen, und da weiß der Michi:
Wir sind uns sehr einig darin, dass die demokratierelevante Infrastruktur der Zeitungszustellung förderwürdig ist. Dafür werden wir weiter mit Nachdruck eintreten. Andernfalls wird ein großer Teil der Bevölkerung, der digitale Presse leider schlicht nicht nutzen will, schon bald vom Zugang zu unabhängigem Journalismus abgekoppelt sein.
Man kennt diese Leute — muss man ja, die sind ein Großteil der Bevölkerung‑, die keinen Fernseher und kein Internet haben, und jeden Morgen zitternd den Zeitungsboten erwarten, um zu erfahren, wie lange es die Welt da draußen noch macht. Die Leute dagegen, die Zeitungen schlicht nicht nutzen wollen, die muss man schon mit der Lupe suchen.
Aber um die Unterstellung, den Verlagen würde das digitale Geschäft von vonrherein weggenommen, was ja nichts anderes heisst, als stünde ihnen ohne funktionierendes Geschäftsmodell ein Geschäft zu, da darf man wohl in Anlehnung an Michael Hanfeld mal fragen:
Sind die Verlage kritikfähig und stellen sie sich einer Diskussion?
Mauseschutz
Es ging ja schon mal durch die Runde, dass in klassischen deutschen Märchen doch ziemliche, der Sache nach erstmal unbegründete Grausamkeiten den Kindern vorgesetzt werden. Man denke an die ältere Dame, die Hänsel in den Ofen schubst, dann die Hände patscht und zufrieden und ohne psychischen Schaden nach Hause geht. Das wird dann auch unter Notwehr Minderjähriger verbucht, nicht unter Rache. Beim Struwwelpeter werden dagegen schon für weniger schwere Taten die Daumen abgeschnitten. Das scheint aber so hingenommen zu werden, von Abwandlungen dieser Geschichten ist mir nichts bekannt.
Auch bei den klassischen Liedern kommen immer wieder kleine Grausamkeiten vor: Mariechen, die noch während des Liedes dahingemetzelt wird, der Schneider, der Mäuse ummurkst, damit er ein schönes Poppmanee hat, und der Fuchs, dem empfohlen wird, die Gans zu verschonen und stattdessen eine Maus, die der Schneider wohl übersehen hat, zu verspeisen. Immer schön auf gesunde Ernährung achten, liebe Kinderchen!
Da höre ich heute aus dem Kinderzimmer, dass da doch wohl Gegeninitiativen initiiert werden:
Nimm, du brauchst nicht Gänsebraten, mit der Wurst vorlieb.
Da ist Gans wohl noch wertiger als Schwein oder Pferd? Ich dachte, gerade von den Wildgänsen hätten wir doch gar zu viele. Müssten wir ihm nicht genau die empfehlen, um den Bestand natürlich zu vermindern? Die weißen soll er mal schön auf der Wiese lassen, die sind so schön anzusehen, aber die dreckigen braunen kann er doch haben.
Aber die sind ja meist in den Parks in der Nähe der Menschen, die sind ja nicht doof und bevölkern die Wiesen der Bauern. Da kommt ja kaum einer vorbei und bringt Brotrationen mit.
Was bringt also eine Redeabwandlung, wenn man keine Konsequenzen mitnimmt? Wenn man keine Fuchstunnel in den Park fordert? Keine Fressstandards für Wildtiere? Die streunenden Katzen ginge es mit Bio™maus doch sicher auch nicht schlechter.
Doch vielleicht etwas zu umständlich, da bleibt man auf halben Wege lieber stehn. Nacher kostet das noch Geld. Aber dann könnte man auch so ehrlich sein und sagen:
Fuchs, hau rein, wenn du kannst, wir tun’s auch.
Gute Nacht
Kurz reingeschaut habe ich in das eben zu Ende gegangene “Das literarische Quartett”, konnte dem Gelaber aber nichts abgewinnen in der Hinsicht, ob man jetzt zu den vorgestellten Büchern greifen soll oder nicht und stolpere da über die so schön wie vernichtende Kritik der Sendung von Marie Schmidt
für Ästhetik und Literatur interessiert sich in dieser Sendung eben vor allem die Moderatorin Thea Dorn nicht, die ihr Programm abstrampelt wie eine Turnlehrerin. […] Das “Literarische Quartett” ist heute keines mehr, sondern eine Talkshow, in der mithilfe von Büchern die Menschenähnlichkeit von Autoren, Figuren und Protagonisten durchgenommen wird.
Nicht neu, wenn ich an die ersten Sendungen der Wiederauflage denke, aber schön auf den Punkt gebracht.
Und während ich mir die Frage stelle: Ignoriert das ZDF in dieser Sache weiterhin alle Sachkritik? fahre ich den Rechner runter.