Moin

Morgenkaffee

Kurz nach­dem dieses Blog startete, gab es hier Leseze­ichen und Guten-Mor­gen-Artikel. Let­ztere wur­den erst der Form nach von einem SPIEGEL-Autor kopiert und heute gibt es einige Chefredak­teuere, die das Pub­lizieren der­ar­tiger Artikel als Königs­diszi­plin anse­hen. Aber auch die Leseze­ichen ger­at­en unter kom­merzielle Räder. Über Face­book bin ich auf pigd gestoßen, einem Leseze­ichen-durch-Nutzer-Dienst, der Geld kostet, sobald man selb­st dort Leseze­ichen oder Kom­mentare hin­ter­lassen möchte. Mon­ey for the fame, ein feuchter amerikanis­ch­er Traum und unge­fähr so real­is­tisch. Schön redun­dant wird es, wenn dort jemand sein Leseze­ichen Mal raus aus der Fil­terblase betitelt — inner­halb ein­er Filterblase.

Und während ich mir die Frage stelle: Sollte man wieder anfan­gen, den Leuten zu erk­lären, was Blogs sind und was sie kön­nen? hole ich mir erst­mal noch einen Kaffee.

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Emcke, Carolin — Gegen den Hass

Ich dachte erst, man müsste die Autorin eventuell gegen ihre Kri­tik­er in Schutz nehmen, aber allzu schlimm fand ich die Kri­tik dann doch nicht.

Emcke befasst sich in ihrem aktuellen Buch mit den aufkeimenden und gediehenen nation­al­is­tis­chen Posi­tio­nen in Deutsch­land und darüber hin­aus, wobei sie einen Akzent set­zen möchte für die Vertei­di­gung von Min­der­heit­en im Lichte des Pop­ulis­mus dieser Zeit. Sie bril­liert an den Stellen, an denen sie Posi­tio­nen als diskri­m­inierend und polemisierend demask­iert, indem sie die Posi­tion unaufgeregt entschlüs­selt. Weniger überzeu­gend ist Emcke allerd­ings in ihrer Einord­nung von Posi­tio­nen in einen his­torischen oder wis­senschaftlichen Kon­text. So bes­timmt sie die “Parteilichkeit der Ver­standeswaage” aus ein­er Textstelle aus Kants “Träume eines Geis­terse­hers”, d.i. ein Text vor dessen so genan­nter kri­tis­chen Phase, als “Vor­ein­genom­men­heit durch die Hoff­nung”, wobei es an der betr­e­f­fend­en Stelle im Kan­tis­chen Text über­haupt nicht um Hoff­nung geht. Um Hoff­nung geht es bei Kant in der Reli­gion­sphiloso­phie. So ein Name­drop­ping ist so wenig überzeu­gend wie beein­druck­end. Und auch wenn andere Stellen in ihrer gewoll­ten Belehrung eher ner­ven als ein­nehmen, ist das Buch wegen der Analy­se­fährigkeit der Autorin empfehlenswert.

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