Die erste Ernüchterung hat sich bei Blendle eingestellt, das heißt besser bei mir. Und das hat weniger mit Blendle zu tun als mit der Qualität der angebotenen Texte. Zwar ärgert mich an Blendle, dass ich keine Artikel empfehlen kann, die ich in einer gekauften Zeitung gelesen habe, denn ich werde mir den Artikel ja nicht extra kaufen, nur um ihn empfehlen zu können (oder machen das wirklich Leute?). Aber wieso sollte sich sowas nicht ändern lassen?
Vielleicht kann man das am Artikel im Tagesspiegel deutlich machen, der von einem Flüchtling handelt, der das erste Mal das Oktoberfest besucht. Eine naheliegendes Journalistikstück über ein Alien, das auf eine andere Welt trifft: Bayern. Und dann liest man den Anfang des Textes und alles klingt nach einer Schablone, die eine Journalistenazubine unbehende anlegt. Das Witzigste ist noch, das unter dem Anreißer angeboten wird, den Text auf Blendle anzuklicken, und wenn man gerade bei Blendle eingeloggt ist, kauft man den auch schon direkt. Aber ansonsten ernüchtert sowas den Leser nur. Zumindest wenn ich der Leser bin.
Ich habe mal Ernst Tugendhat getroffen und er erzählte von langweiligen Themen, mit denen Studenten auf ihn zukamen, worauf er sie fragte, ob sie nicht etwas Inspirativeres hätten.
Und während ich mir die Frage stelle: Kann man dem deutschen Journalismus in seiner kapitalistischen Beengung noch Leben zurückgeben? hole ich mir erstmal noch einen Kaffee.