Ich habe bislang nichts Größeres zu den Krautreportern geschrieben, weil sie mich bisher inhaltlich nicht erreicht haben. Ich fand die Videos und Texte, die ich so gesehen habe, nicht überzeugend. Deswegen habe ich mir auch kein Abonnement geholt, einfache Geschichte. Dabei habe ich nichts grundsätzlich gegen Abonnements, ich abonniere die TV Spielfilm ja auch nur wegen der Kolumne von Oliver Kalkofe.
Nur habe ich bei den Krautreportern nicht verstanden, wieso der Online-Journalismus krank sein sollte — für mich war er im Grunde immer so, wie er sich gerade aufführt — oder wie genau die Krautreporter etwas heilen wollen. Aber gut: Klappern gehört zum Geschäft. Vielleicht bereitet man so irgendjemandem einen Weg, den man dann für wichtig hält.
Dennoch hat man wenig in der Hand, wenn man jetzt schon die Krautreporter kritisieren möchte und das kann man auch an der Kritik von Christian Ankowitsch [via] an Andrea Hanna Hünnigers Text sehen: Es wird immer nur ein Stöckchen konstruiert, über das der Text dann fällt. Sei es, dass der Text angeblich falsch im Internet platziert worden wäre, sei es, dass gescheitert sei, eine konsistente These zu formulieren, sei es, dass Hünniger ein falsches Selbstverständnis habe.
Die ganze Kritik fällt damit, dass man entgegenhält, es sei einfach nicht darum gegangen, was Ankowitsch unterstellt: Es sei nicht um einen journalistischen Eintrag gegangen, sondern um einen persönlichen, die eigenen Gefühle angehenden Blogbeitrag. Man kann an unterschiedlichen Stellen im Internet in unterschiedlicher Funktion was schreiben, ohne dass man alles, was für die eine Stelle relevant ist, für die andere gelten lassen. Ich kann sehr ausgewogen und bedacht in Wissenschaftsforen etwas hinterlassen und wenig später in Fußballforen meinem Lieblingsverein fröhnen, auch wenn beide Beiträge unterschiedlich formuliert werden. Das ist überhaupt kein Problem. Ich darf auch meine eigene Leserschaft irritieren.
Man sieht sehr einfach: Die Krautreporter jetzt schon zu kritisieren ist in gewisser Weise vorschnell, denn noch hat man kaum etwas in der Hand, will man sie nicht über selbstausgedachte Hürden springen lassen.
Wie gesagt: Mich hat die Idee der Krautreporter bislang nicht überzeugt, die Seichtigkeit, die in Andrea Hanna Hünnigers Text zu lesen ist, führt mich auch nicht dazu, wegen ihr ein Abonnement abzuschließen. Aber das letzte Wort muss hier noch nicht gesprochen sein.