Michael Schumacher ist verunglückt und diese Nachricht hat im Internet für eine Welle der Anteilsnahme, aber auch Kritik an dieser Welle gesorgt. Sicherlich gibt es unkritische Kommentatoren, die sich über Trauernde unangemessen aufregen, aber das bedeutet nicht, dass es hier keine sachlich angemessene Kritik geben kann.
Aber zunächst: Die Rede von Stellvertretertrauer halte ich für falsch. Niemand trauert über den Unfall von Michael Schumacher, weil er über etwas anderes nicht so trauern kann. Zumindest niemand, der nicht vorbelastet ist. Jemand, der Stellvertretertrauer annimmt, müsste bei dieser Argumentationsakzeptanz bei Take-That-Konzerten auch von Stellvertreterfreude ausgehen, sprich: Der ausschlaggebende Grund für die Emotion ist egal. Hier kann man ansetzen und sagen Emotionen sind eben nicht rational angelegt, damit zerstört man aber auch die Rede von Stellvertretertrauer.
Der Kern des Anstoßes bei solcher Promitrauer ist nicht, dass überhaupt getrauert wird, sondern dass das Thema übermäßig angegangen wird. Die Frage wäre, ob eine rationale Analyse Trauer aus guten Gründen beeinträchtigt. Wenn Michael Schumacher also angeschossen worden wäre, erzeugt das einen anderen Mitgleidsgrund, als wenn er wie angeblich gerade, durch Risikoverhalten sein Leben aufs Spiel setzt?
Ich habe mich dazu öffentlich nicht positioniert, weil ich allen selbst überlasse, wie sie mit dem Thema umgehen möchten. Ich würde allerdingts Leute aus meiner Timeline feuern, wenn sie nur noch rumheulen würden. Was ich aber offensichtlich finde, dass Medien wie RTL das Thema grotesk verfehlen, wenn sie einen Großteil ihrer “Nachrichten” mit Spekulationen um den Unfall und die Beteiligten an Hand verwenden und zwei Korrespondenten am unterschiedlichen Orten in Frankreich vor die Kamera stellen, die sagen, bisher könne man nichts Genaues sagen. Da wird nicht Journalismus betrieben, sondern es werden Emotionen ausgeschlachtet.
Genau das kann man einigen Trauernden sicherlich auch ankreiden. Aber verboten ist das nicht. Und vielleicht sollte man sich nicht mal öffentlich darüber aufregen.