Da treffe ich den Uli an der Wurstbraterei, wie er sein Würstchen gerade in den Senf auf der Pappschale tunkt. Bestimmt wie immer, mäßig Anteil nehmend an seiner Umgebung. Und irgendwie bleibt man doch nicht schweigend daneben stehen.
“Alles gut?”
- “Was soll schon sein? Läuft alles.”
“Naja, die Presse und die Staatsanwaltschaft sitzt dir doch im Nacken. Angenehm ist das doch sicherlich nicht.”
- “Ach, sowas bin ich doch gewohnt. Ich habe mich immer darauf verlassen, selbst zu kämpfen. Immer. Sowas schockiert mich nicht sonderlich. Und wenn man dann so grandios gegen den wichtigsten Fussballverein der Welt gewinnt, dann bestätigt einen das doch. Da denkt man doch nicht an irgendwelche Hinterzimmeradvokaten.”
“Aber genau die können dir doch ans Bein pinkeln.”
- “Das ist auch nichts Neues. Wenn sie so lange einem Verein vorstehen, da müssen sie wissen, wie sie mit Leuten umgehen, die an ihrem Stuhl sägen. Das ist weniger Eitelkeit, als vielmehr Selbstbehauptung und der Erfolg zeigt, dass das im Sinne der Sache war.”
“Und wo bleibt die Rückendeckung, außer von Franz und Kalle?”
- “Da draußen wird kein Fußball gespielt, der ist nur aufm Rasen. Da gibt es keine Manndeckung, da wird nicht abgepfiffen, wenn jemand dich foult. Da musst du vorsorgen. Schau, die Spanier waren ja vorbildich, was ihre Netzwerkarbeit anging. Nur war die viel zu stark vom Finanziellen abhängig. Bei uns wirken zudem andere Kräfte. Wir sind nicht so finanzstark, dafür kippen wir nicht um, wenn eine Säule instabil ist. Und bei mir funktioniert das ähnlich.”
“Das heißt, dein Einfluss wird nicht weniger, selbst wenn du fallen solltest?”
- “Das werden wir ja noch sehen.”,
sagte Ulli, biss noch einmal von seiner gesenften Bratwurst ab, schiefte ordentlich in sein Stofftaschentusch, warf die gebrauchte Pappschale in den übervollen Müllkorb, nickte mir bestimmt zu und schlurfte zu seinem Audi rüber, den er mit seiner Schlüsselfernbedienung aufblinken ließ.