
Deef Pirmasens hat einen Blogartikel mit der Überschrift Ein Herz für Selbstdarsteller veröffentlicht, in dem er bekannte und weniger bekannte Münchner Internetselbstdarsteller vorstellt. Für sich genommen ist das schon deswegen ganz gut, weil ich denke, dass es für viele Internetnutzer eine gute Hilfe ist, mal vorgestellt zu bekommen, wer da im Internet weswegen bekannt ist.
Allerdings hat Deef diesen Text mit einer auf den Leser wie einem Ruf nach Artenschutz wirkende Forderung gekoppelt, diesen Selbstdarstellern nicht unnötige Kritik aufzubürden. Das hat mich jetzt nicht so überzeugt, aber egal. Jedenfalls hat dieser Artikel Detlef Borchers (wenn es denn der ist) zu einer Reaktion bewogen. Und diese ist zwar manchmal etwas umständlich formuliert, aber dann doch ungemein treffend:
Bezogen auf die Öffentlichkeit haben wir von einem völlig anonymen Journalismus geschwärmt (wie beim Spiegel aus anderer Denkrichtung praktiziert). Stattdessen ist das verhängnisvolle Subjekt-Denken mit der Spaßgesellschaft als großes Geplapper wieder gekommen.Wer heute journalistische Artikel über den Budenzauber von Anonymous liest, findet eine Ahnung davon, was ein Diskurs ohne Subjekt leisten kann. Und sehr erfreulich ist es auch, Leute wie Plomlomplom zu sehen, die genau in dieser Richtung weiterdenken. Die Reaktion derer, die sich als Selbstdarsteller inszenieren, ist natürlich klar: Datenspackeria.
Also: die Selbstdarsteller im Internet erfüllen eine genau umrissene Funktion, indem sie die Fiktion “Selbst” “Ich” “Subjekt” weiter tragen und der Leiche Leben einhauchen. Man kann für sie ein Herz haben, aber man sollte sehen, dass es eine Rolle in der Internet-Ökonomie ist, die sie ausfüllen.
Überhaupt schön zu sehen, dass da draußen im Internet noch Leute sind, die so engagiert auf Blogtexte reagieren. Ich wollte dieses Zitat jetzt auch gar nicht selber weiter bewerten, denn ich denke, andere Stimmen sind dazu interessanter zu hören. Hinweisen wollte ich aber noch auf die Umschreibung, die Borchers für Sascha Lobo gefunden hat: Diskursmaschine. Wunderprächtig!