
2010 flog der Bundestagsabgeordnete der CDU Dieter Jasper mit einem erkauften falschen Doktorgrad auf. Die eigene Partei hat Jasper nicht zum Rücktritt aufgerufen, aber sie hätte auch wohl nichts dagegen gehabt. Jaspers Bundestagsmandat wäre schlicht an den nächsten CDU-Politiker gegangen. Der zu Jasper gehörige Kreisverband meinte zunächst, man halte Jasper für integer. Als Jasper auch noch mit geschöntem Lebenslauf aufflog, zog man sich auf die Position zurück, einen Rücktritt nur dann einzufordern, wenn Jasper rechtskräftig verurteilt werde. Und das geschah nur deswegen nicht, weil die Staatsanwaltschaft Jasper angeboten hat, sich frei zu kaufen. So konnte der Hopstener Jasper sein Mandat im schönen Berlin und der Kreisverband sein Büro eines Bundestagsabgeordneten behalten. So eine Anlaufstelle, für die es für einen kleinen Kreisverband keinen passenden Ersatz gibt, will ja auch bezahlt werden. Zur nächsten Bundestagswahl wird Jasper dann fallen gelassen, ein Sympathieträger wie Copy-Karl ist er schließlich nicht und andere wollen auch gerne in den Bundestag. Die Rücktrittsforderung verpuffte und der gutgläubige Wähler schaute in die Röhre.
Als Margot Käßmann von der Polizei alkoholisiert am Steuer ertappt wurde und irgendjemand dieses Vergehen an die Presse ausplauderte, trat Käßmann umgehend zurück. Soweit ich weiß, musste sie hierzu nicht aufgefordert werden. In der Beurteilung des Straßenverkehrsvergehens durch Frau Käßmann muss es aber so gewesen sein, dass eine Beibehaltung ihres Amtes als nicht integer wahrgenommen werden würde. Man hätte sicher auch damals viele Stimmen sammeln können, die sich für den Verbleib von Frau Käßmann im Amt ausgesprochen hätten. Aber auf sowas ließ sie sich nicht ein, selbst wenn in ihrer eigenen Beurteilung dieser Fehler als einmalig eingschätzt worden ist.
Wäre Käßmann allerdings Mitglied der CDU-geführten Bundesregierung gewesen, dann hätte sich Merkel wohl für ihren Verbleib ausgesprochen mit dem Hinweis darauf, dass sie nicht als Autofahrerin eingestellt worden sei. Man kann heutzutage in der CDU kaum noch über seine nichtvorhandene Integrität stolpern, weil andere sie immer passend wegschubsen. So einfach ist das mit der Integrität und den Rücktrittsforderungen.