Vergangenes Jahr habe ich eine Journalistin in München besucht. Sie strampelt durch ihren Alltag, wie viele durch ihren Alltag in München strampeln müssen, denn einfach ist das Leben nicht für die, die nicht das ganz große Geld machen, in diesen bankrotten Städten wie München oder Berlin, die sich für was besseres halten. Zudem hat sie noch eine pubertierende Tochter zu erziehen. Und das in München. In der Schule läuft es nicht hundertprozentig, was aber nur daran liegt, dass der Kurzen die Schule keine erstrebenswerten Dinge offeriert. Man muss nicht sonderlich intellektuell sein, um das zu erkennen. Man muss sich nur kurz in die Lage der Kurzen hineinversetzen.
Der Knackpunkt der Geschichte war aber noch ein ganz anderer: Auf diese Heranwachsende wurden diverse Experten losgelassen, die feststellen sollten, warum es in der Schule nicht läuft. Und all diese Experten, das heißt Lehrer, Schulpsychologen und sonstige Dilettanten, haben das Problem nicht fassen können und so bliebt der Stempel über, der das eigene Versagen kaschieren soll: Schulversager.
Wie oft müssen sie wohl einem Kind sagen, dass es ein Versager ist, bis es glaubt, dass es ein Versager ist? Und was soll dieses Kind kreatives aus dieser Abstempelung machen? Statt das eigentliche Problem zu lösen, verkompliziert man es.
Was ich durch diese Anekdote kapiert habe war: Viele Eltern sind in den kommenden Jahren gerade durch das Internet vor die Aufgabe gestellt, ihre Kinder erzieherisch auf eine Welt vorzubereiten, die ihnen selbst fremd ist. Das wird in vielen Fällen wohl daneben gehen.
Man muss ja nicht einmal Kinder zu verantworten haben. Als ich gestern Maybritt Illner im heute-journal immer von “Wikileak” sprechen habe hören, da dachte ich: Noch nicht mal zur richtigen Aussprache der Internetseite reicht es da noch. Ganz zu schweigen vom früheren Vertrauen in Nachrichtenmoderatoren, dass sie einem die Nachrichten auch fachkompetent erklären und einordnen können. Die Enkel Hanns Joachim Friedrichs sind Moderationsattrappen, die um die richtige Körperhaltung bemüht die Dinge vorlesen, die den ganzen Tag auf Internetseiten schon zu lesen waren. Ab und an legen sie etwas Skeptizismus an den Tag, der dem Thema auch nicht hilft, und der nicht angegangen werden kann, weil Nachrichteninterviewgästen eine angemessene Redezeit nicht zugestanden wird.
Es wäre etwas irritierend zu sagen, eine solche plakative Geistlosigkeit könnten wir uns in Erziehungs- und Informationsfragen nicht mehr leisten, schließlich leisten wir sie uns weiterhin. Zumindest in Frage stellen sollte man sie kontinuierlich.