Von irgendeinem Staatssekretär oder so hat Bundesfamilienministerin Kristina Schröder wohl ihr Deutschfeindlichkeitsthema überarbeiten lassen und der hat ihr dann wohl gesagt: Schätzelein, das Wort Deutschfeindlichkeit, das streichen wir mal, das ist verbrannt. Stattdessen greift man auf einen wohlbekannten, schwerer zu kritisierenden Begriff zurück:
Wir dürfen hier keine falschen Tabus aufbauen: Es gibt eine gewaltverherrlichende Machokultur bei einigen jungen Muslimen, die auch kulturelle Wurzeln hat.
Gewaltverherrlichung. Ja, da muss der Staat mal dringend was gegen tun. So wie in den 90ern, als auf den Schultern von Neil Postman gegen das gewaltverherrlichende Geballer in der Flimmerkiste gänzlch verpuffend angegangen worden ist. Warum man was dagegen tun muss?
Es gibt einen Zusammenhang zwischen Religiosität, Machonormen und Gewaltgeneigtheit.
Welchen? Bei den Evangelen denkt man, wer intensiver evangelisch-religiös ist, der ist weniger gewaltbereit.
Schröder muss hiermit ja ein Kausalzusammenhang meinen und nicht irgendeinen anderern. Ansonsten wäre es eine ähnlich sinnfreie Behauptung wie: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Kinderpornographie und der Sesamstraße: Beides kam schon mal im Fernsehen vor.
Also meint Kristina Schröder allen Ernstes, es gäbe einen kausalen Zusammenhang zwischen Religiösität und Gewaltgeneigtkeit? Und für diese unsinnige Behauptung glaubt sie, Studien anführen zu können? Wird hier nicht pauschal fehlende Sensibilisierung mit Religiösität in einen Topf geschmissen?
Wenn jemand die überproportionale Gewaltbereitschaft bei jungen Muslimen zum Thema macht, heißt es immer gleich, dies sei ein Pauschalurteil. Das ist es aber nicht.
Hier versteckt sich Schröder mal hinter einem jemand. Natürlich ist die Art, wie Schröder hier ein angebliches Thema angeht, pauschal, weil sie den angeblichen Zusammenhang zwischen Religiösität, “Machonormen” und Gewaltbereitschaft schlicht nur behauptet, aber keineswegs zu erklären vermag.
Wer wirklich Jugendliche für einen offeneren Umgang mit anderskulturellen jungen Menschen sensibilisieren möchte, der muss Projekte fördern, die interkulturell sind. Der muss helfen, dass sich Migranten in Deutschland so fremd fühlen. Dass sie einen nicht deutsch klingenden Namen als großes Hindernis bei der Erlanung eines Arbeitsplatzes ansehen müssen. Wie man Fremdheit offen akzeptiert ist das aktuelle Problem, nicht, wie sich der Islam westlich-konform ummodeln lässt.
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DIE ZEIT: Kristina Schröder — Reden nicht handeln.