Auf Internetseiten herrscht eine rege Diskussion, ob Blogbesitzer übermittelte Daten ihrer Kommentatoren verwenden dürfen, wenn Missbrauch durch anonyme Äußerungen geschieht. Da gibt es diejenigen, die dies generell verneinen, auch wenn derartiger Missbrauch geschieht. Sie verweisen auf ein angebliches Recht auf Anonymität. Kritiker halten dies für einen Rückfall in vormoderne Zeiten, dabei gab es damals gar kein Internet. Mir ist ganz unklar, wo dieses Recht herkommen soll. Insofern verstehe ich jeden, der keine klare Meinung zu dieser Diskussion hat.
Stefan Niggemeier muss sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, seine Leser zu täuschen, denn in seinem Blog steht bei Hinweise zum Datenschutz:
Die in den Kommentaren enthaltenen Daten werden zum Zwecke der Veröffentlichung des Kommentars gespeichert. Ebenso gespeichert werden die ggf. mit der Übermittlung des Kommentars zusammenhängenden Informationen (Nutzername, E‑Mail-Adresse Betreff, Zeit des Postings, IP-Adresse, Profilinformationen, sofern freiwillig hinterlegt o.ä.), wobei dabei aber selbstverständlich die E‑Mail-Adresse und die IP-Adresse nicht veröffentlicht werden. Eine anderweitige Verwendung der Daten findet nicht statt.
Offensichtlich findet sehr wohl eine anderweitige Verwendung statt. Die kann sogar bis zur Thematisierung innerhalb des Blogs führen.
Ich gehe mal davon aus, dass der Troll am Computer von Konstantin Neven DuMont sich durch diesen auch in Niggemeiers Blog niedergeschriebenen Gedanken in sicherer Anonymität wähnte. Aber ist ein Verstoß gegen die eigenen Regeln rechtlich relevant? Ist jemand rechtssicher gegen Anklage, wenn er an mein Haus kritzelt, weil ich gesagt habe, dass es mir eigentlich egal ist, wie mein Haus aussieht?
Die Frage dürfte dem DuMont-Verlag egal sein, denn das Kind ist ja eh schon in den Brunnen gefallen. Die Frage dürfte aber auch Personen, denen ihre Anonymität unheimlich wichtig ist, egal sein, denn für ihre Anonymität können sie wesentlich weiter sorgen als das der Troll am Computer von Konstantin Neven DuMont getan hat.
Nun hat Niggemeier die Veröffentlichung der Angelegenheit nicht mit dem Vorhandensein eines Trolls, sondern mit dem öffentlichen Interesse an dem merkwürdigen Gebaren eines der wichtigsten Medienmanager des Landes begründet. Als öffentliches Interesse ist rechtlich allerdings das Gesamtinteresse der staatlichen Gemeinschaft oder eines Teils davon zu verstehen. Und das sollen wir im Blog von Stefan Niggemeier finden?
Die Begründung Niggemeiers zur Thematisierung des Blogtrolls in seinem Blog erscheint mir ebenso wenig überzeugend wie die Forderung danach, dass ein Blogkommentator jemand ist, der von der Haftung seines Verhaltens im Blog als Anonymität befreit sein soll. Es ist zwar interessant, dass der Computer von Konstantin Neven DuMont nicht nur von Viren, sondern auch von Trollen angegriffen wird, aber nicht von rechltichem,öffentlichen Interesse.
Zwischen den Zeilen ist bei Niggemeier allerdings zu lesen, dass hier ein Verlegervertreter bei seiner Konkurrenz, Niggemeier schreibt immerhin für die FAZ und ist im Internet auch FAZ-Aushängeschild, gegen diese Konkurrenz anonym pöbelt. Sowas kann auch nur juridisch ausgehandelt werden, was aber weder im Sinne des einen noch des anderen sein dürfte.
Denn eine juridische Auseinandersetzung über dieses Thema wäre im öffentlichen Interesse.
Keine Kommentare
Wie schön, dass Ihr alle den selben Fehler macht. In den Datenschutzhinweisen von Stefan Niggemeier steht nämlich auch:
»Bevor der Nutzer einen Kommentar zu einem Eintrag in meinem Blog abgeben kann, muss er einen Namen und seine E‑Mail-Adresse angeben. Als Namen muss dabei nicht der bürgerliche Name angegeben werden; ein Pseudonym genügt ohne Weiteres. Auf die Angabe der E‑Mail-Adresse lege ich Wert, um Sie ggf. kontaktieren zu können, wenn es etwa Rückfragen zu einem Kommentar gibt oder falls ich von Dritten wegen eines Nutzerkommentars in Anspruch genommen werde und ich den Sachverhalt aufklären muss. Eine anderweitige Nutzung Ihrer E‑Mail-Adresse oder gar deren Veröffentlichung/Weitergabe an Dritte wird selbstverständlich nicht stattfinden. Die IP-Adressen speichere ich, um mich vor dem Missbrauch der Kommentarfunktionen meines Blogs soweit wie möglich zu schützen.«
Genau das hat Stefan getan. Er hat den (vermeintlichen) Verfasser vieler verunglimpfender und beleidigender Kommentare kontaktiert und um Abstellung gebeten. Er hat weder die IP- noch die E‑Mail-Adresse veröffentlicht oder weitergegeben, kein Datenabgleich war notwendig.
Der Rest ist Geschichte.
Ist mit »juridische« »juristische« gemeint, oder handelt es sich hier um etwas mir bislang vollkommen unbekanntes?
Als “anderweitige Nutzung Ihrer E‑Mail-Adresse” verstehe ich das öffentliche Spekulieren unter Zuhilfenahme der E‑Mail-Adresse.
Im Blogtext selber ist keine Rede davon, dass Dritte wegen eines Nutzerkommentars Niggemeier in Anspruch genommen hätten.
Wikipedia: juridisch
Das habe ich noch nie gehört und wäre daher auch nicht auf die Idee gekommen, das es das tatsächlich gibt.
Meiner Ansicht nach spekuliert Stefan nicht, sondern schreibt sehr transparent auf, was war, was er vermutete, wie sich der von ihm verdächtigte äußert usw. usf. Er schreibt gerade nicht “Der konsti war#s!”. Die E‑Mail-Adresse wurde nicht veröffentlicht, nicht weitergegeben, es wurde keine unverlangte Werbe-E-Mail an sie geschrieben, mit keiner anderen Datenbank abgeglichen, kurz: sie wurde nicht anderweitig genutzt.
Ob Konstantin Neven DuMont selbst anonym in Blogs kommentiert oder wie Sie sagen Trolle Hoheit über seinen PC hatte ist solange nicht von öffentlichem Interesse, wie keine multiplen pseudo-kritische Kommentatoren mit beleidigenden, verleumderischen und justiziablen Kommentaren simuliert werden.
Grundsätzlich kann wegen mir Stefan Niggemeier in seinem Blog ja auch tun und lassen, was er will. Seine Regeln sind da seine Regeln. Aber E‑Mail-Angabe des Trolls wurde natürlich im Blog von Niggemeier “anderweitig verwendet”, indem preis gegeben wurde, dass es sich um die E‑Mail-Adresse von Konstantin Neven DuMont handelt. Dem Leser der “Hinweise” muss sowas seltsam vorkommen.
sag mal SvenR, bei aller liebe, die mich insgeheim mit dir verbindet, anzahl und tonfall deiner inhaltsgleichen kommentare hier und anderswo klingen irgendwie erschreckend nach.… stefans großer schwester?!
Mir scheint der Ton ein wenig dem Tonfall derjenigen geschuldet zu sein, die den Text von Niggemeier als Tabubruch, was die Anonymität von Blogkommentatoren angeht, ansehen.