Ludwig Hasler fühlt sich im Medium Internet um seine Reputation gebracht. Anders ist sein Essay Die Stunde der Laien eigentlich nicht zu verstehen. Da gibt es die Laien und da gibt es die Profis. Und die Laien regieren das Internet, breiten sich dort aus, ergattern Aufmerksamkeit, die sie nicht verdienen. Warum sich die Profis nicht einfach gegen die Laien durchsetzen, nein, das kann Hasler, der in seiner Freizeit Tapeten erotisch findet, nicht erklären. Aber darum geht es ihm auch nicht. Er will Metaphern in die Welt posaunen, sich selbst als aufgeklärter Profi, der das Chaos einzuschätzen weiß, darstellen und schmeisst dabei die Qualität willkürlich herangezogener Internetbeiträge mit derselben willkürlichen Internetüberdrüssigkeit ganz anderer Personen zusammen. Solche Texte können eben nur die Profis — für voll nehmen. Im Feuilleton.
Oder, um Hasler mal sprechen zu lassen:
Karriere macht, wer von allen gesehen wird, ohne selbst sehen zu können. TV verändert die Bedingungen unserer Wahrnehmung. Macht aber ist eine Ordnung der Sichtbarkeitsverhältnisse. Ergo verändert Fernsehen auch die Strukturen der Macht. Nämlich so: Macht gewinnt, wer ein Maximum an Aufmerksamkeit erzielt. Der Bekanntheitsgrad ersetzt die Kompetenz.
Der Ersatz wird zum neuen Lebenscredo. Credo heißt die neue Seife von Nivea. Neues wird schneller bekannt. Alle werden eingeseift. Ergo brauchen wir mehr Drogeriemärkte. Nämlich so: Einseifen kann nur, wer am Markt ist. Das Einseifen ersetzt die Morgentoilette.
Nein, mit ernst zu nehmender Kritik hat das, was Hasler hier bietet, nichts zu tun. Sonst hätte er selbst erkannt, dass sein Text nichts anderers ist als das, was er da angeblich anprangert. Haslers Text ist nichts weiter als verkappter Standesdünkel. Gute Texte machen sich schließlich nicht dadurch aus, dass sie von Eliten, Profis oder Laien kommen. Sie müssen nur gut geschrieben sein, egal wo.