Carta.info befasst sich mit der Bildzeitung, die die Sarrazin-Debatte zur Schablone ihrer Sprechberechtigungskampagne macht. Dabei ignoriert man bei der Bild natürlich die sarrazinschen Ausführung, die den Rechtsausleger für die Diskussion disqualifizieren:
“Das Muster des generativen Verhaltens in Deutschland seit Mitte der sechziger Jahre ist nicht nur keine Darwinsche natürliche Zuchtwahl im Sinne von “survival of the fittest”, sondern eine kulturell bedingte, von Menschen selbst gesteuerte negative Selektion, die den einzigen nachwachsenden Rohstoff, den Deutschland hat, nämlich Intelligenz, relativ und absolut in hohem Tempo vermindert.” (Seite 353)
Als ob der Mann irgendeine Ahnung hätte, wovon er da redet. Auch Ex-Bild-am-Sonntag-Chefredaktuer Michael Spreng spricht der Bildzeitung ab, dass es in Punkto Sarrazin derzeit um die Verteidigung der Meinungsfreiheit geht:
Das Gegenteil ist der Fall: Kaum einer durfte in den letzten Jahren den Mund so weit aufreißen wie Thilo Sarrazin. Die Vorabdrucke seines Buches in BILD und “Spiegel” erreichten 18 Millionen Leser, er war schon Gast in zwei Talkshows mit sechs Millionen Zuschauern, zu seiner Pressekonferenz kamen 250 Journalisten und 30 Fernsehteams, er war Schlagzeile in jeder deutschen Zeitung, Aufmacher in allen TV-Nachrichten. Sein Buch wurde schon 250.000 mal bestellt. Mehr Meinungsfreiheit geht nicht.
Das provinzkind zeigt sich irritiert über die Meldung, dass überdurchschnittlich viele Berliner an den Folgen des Alkoholgenusses sterben und darüber wie akzeptiert doch dieser Drogenkonsum ist.
Stephen Hawking hat in Großbrittanien eine Religionsdebatte entfacht. Für die naturwissenschafltiche Erklärung der Entstehung der Welt könnten so viele Erklärungen angeführt werden, dass ein Rückgriff auf Gott als Erklärung nicht notwendig sei. Dies wird von Richard Dawkins gefeiert. Der britische Großrabbiner Jonathan Sacks hält dagegen:
„Wissenschaft nimmt die Dinge auseinander, um zu sehen, wie sie funktionieren. Religion setzt sie zusammen, um zu verstehen, was sie bedeuten.“ Wissenschaft, die sich als Religion aufspiele, sei ebenso unsinnig wie Religion, die sich als Wissenschaft gebe. Hawking erkläre, „wie“, nicht „warum“ die Welt geschaffen worden sei. Die Bibel frage: „Wer sind wir, warum sind wir hier, wie sollen wir leben?“, argumentierte Sacks.
Und während ich mir die Frage stelle: Warum geht den Naturwissenschaftlern im Kampf gegen Religiöse eigentlich immer noch so einer ab? hole ich mir erstmal noch einen Kaffee.
[Foto: Luc van Gent]