Wolf Schneider hat einen schönen, kleinen Videopodcast über kleine Wörter gemacht. Er ruft dazu auf, dass Blogger und Journalisten verständliche Texte machen sollen und meint, dies gelänge durch die Verwendung kurzer Wörter. Wissenschaftler und Metreologen verwendeten oft komplexe Wörter, die durch kurze ausgetauscht das, worüber gesprochen werden soll, viel leichter verständlich machen würden.
Dies ist zunächst einmal ganz richtig. Es gibt viele Berufsgruppen, die keinen leicht ins Ohr gehenden Slang verwenden. Wissenschaftler und Medienmacher gehören oftmals dazu. Ich für meinen Teil aber arbeite gerade an der transzendentalen Deduktion des Prinzips der Zweckmäßigkeit in Kants Kritik der Urteilskraft. Das Dumme ist, kürzer kann ich diesen Gegenstand nicht benennen, ohne wichtige Dinge unausgesprochen zu lassen. Manchmal braucht man eben vertrackt sich anhörende Sprache, um präzise zu sein.
Im Alltag, und nehmen wir mal durchschnittliche Blog- oder Zeitungsartikel, da braucht man eine verständliche Sprache. Der Leser will sich möglichst nicht anstrengen beim Lesen. Nach Schneider sind es lange Wörter, die diese Aufmerksamkeit beeinträchtigen. Ich denke, es sind vor allem Frendwörter, die, sofern es passende Nichtfremdwörter gibt, weggelassen werden sollten. Deutschsprecher verstehen bestimmte Begriffe einfach leichter, wenn sie nicht über eine Eselsbrücke, wie es ein Fremdwort ist, gehen müssen: Ich verstehe schneller, was der Begriff Sonnenenergie meint, als, was der Begriff Solarenergie meint, obwohl beide dasselbe bedeuten. Einfach, weil ich schon bei Sonne bildlich an Sonne denke. Solar erweckt kein direktes solches Bild, wenn man nicht gerade altsprachlich gebildet ist. Ähnlich ist die Frage Wieviele Titel hat das Album? verständlicher als Wieviele Tracks hat das Album?, auch wenn Tracks kürzer ist als Titel.
Es kommt für eine leicht verständliche Sprache also ebenso auf verständlich gewählte Wörter und anregende Erzählweise an. Kurze Wörter können Teil davon sein, müssen es aber nicht.