
Ich bin ja bei der Sparkasse. Das ist eigentlich keine Entscheidung aus Leidenschaft. Man ist es eben. Ich bin auch bei der katholischen Kirche. Das ist so ungefähr dasselbe. Nur das die Sparkasse weniger Rituale und Feiertage hat: Scheissfreundlichkeit am Schalter, alberne Spießerklamotten in den entferntesten Käffern und eben der Weltspartag.
Meine Haussparkasse hat nun ein neues Motto oder eben das, was sie dafür halten: Gut. Fair. Menschlich. Nah. Putzig oder? Engagiert. Zukunftsorientiert. Freundlich. Motiviert. wäre sicher auch ebenso aussagekräftig, aber wir sind ja bei der Sparkasse. Da vertraut man eher den dreibuchstabigen Adjektiven. Auf jeden Fall sollte man hinter jedem Adjektiv einen Punkt setzen, damit der Kreativling hinter dieser Kampagne meint, er hätte eine Aussage rübergebracht.
Möchte nicht jeder eine Bank, die gut, fair, menschlich und nah ist? Ich hab ein ungefähres Bild, was das heißt. Denn meine Bankberaterin ist so fair, mich nah dabei sein zu lassen bei den guten Dingen, die ihr menschlich widerfahren. Und das ist doch großartig, oder?
Einmal schrieb sie, dass sie nun nicht mehr Dingenskirchen hieße, sondern Wummenskirchen, denn sie habe geheiratet. Aber sie würde wohl ganz die Alte bleiben. Hahaha. Und die Telefonnummer bleibt auch dieselbe. Hahaha.
Schön oder? So menschlich, so nah. Ich finde es zugegebenermaßen nicht so toll, dass es diese Klatsch- und Tratschpostboten früherer Zeiten nicht mehr gibt. Aber ehrlich gesagt kenne ich die nur vom Hörensagen. So wie das Kind vom Postboten. Aber wenn es diese gemütlichen Pläusche mit den Postboten gegeben hat, na, das muss doch nett gewesen sein. Heute ist deren Einsatz zeitlich so eng gefasst, dass ein Plausch doch nirgends mehr reinpasst.
Meine Bankberaterin nimmt sich also die Zeit, wenn auch nur über eine Infopost. Sie verplauscht ihren Plausch somit auch nicht persönlich von Mensch zu Mensch, sondern breit ausgestreut an eine anonyme Masse von Sparkassenkunden. Und eben auch nur die positiven Dinge. Interessant wäre ja ein Brief der Art Also wir haben uns jetzt scheiden lassen, ich wollt’s nur mal gesagt haben. Ich lasse mich versetzen nach Kleinkleckersdorf, bekomme eine neue Telefonnummer und sie können mich jetzt anrufen, wenn sie ein Haus in Timbuktu kaufen wollen.
Der wird aber nicht mehr kommen, wie ich diese Woche aus einem Brief von ihr erfahren habe. Denn Frau Wummenskirchen, ehemals Dingenskirchen, bekommt Nachwuchs. Und sie hat mir geschrieben, dass das ein wunderschönes Gefühl ist. Großartig oder? Vielleicht sollte man zurück schreiben. Jedenfalls ist sie jetzt nicht mehr meine Bankberaterin, sondern der schneidige Herr Zinsenhofen. Aber die Telefonnummer bleibt dieselbe. Hahaha.
Der Herr Zinsenhofen sieht aus wie ein Single. Ich glaube nicht, dass der mir weiter solche überkandidelten Briefe schreibt. Aber vielleicht traurige. Das wäre doch mal was: Melancholische Betrachtungen eines Sparkassensingles. Das wäre doch mal so menschlich.