
Ich habe schon lange ein gespaltenes Verhältnis zu Christian Sickendieck und seinem Blog F!XMBR. Ich hatte ihn lange im Feedreader, aber rigendwann war es mir zu lästig, seine Texte auf Gehalt abzuklopfen. Zu oft wurden die Texte dort in irgendwelche Gedankenwelten mitgenommen, deren quind essence mir nicht mehr klar wurde, die ich ablehnte, was alles insgesamt zu viel Zeit kostete. Aber er war nicht arrogant, und sowas bleibt dann auch im Hinterkopf.
Nun hat Sickendiek der junge world Rede und Antwort gestanden zur Angelegenheit von Michael Seemann, dessen FAZ-Blog von der FAZ-Redaktion eingestampft worden ist, nachdem dieser wiederholt Bilderrechtsverletzungen begangen hatte. Dieses Einstampfen verband Seemann mit einer öffentlichen Leidklage, und jeder der mit Seemanns Bekanntheitsgrade im web2.0 unterwegs ist, weiß, dass dies einen sogenannten Shitstorm nach sich zieht.
Der Onlinebereich der FAZ ist nicht davor eingeknickt, nichts hat sich dadurch positiv für Seemann entwickelt, er ist als Qualitätsblogger für Zeitungen eher verbrannt.
Sickendieks Äußerungen hierzu sind pointiert und lesenswert:
Ich glaube, mit dem Fall bei der FAZ stehen wir vor einer Zäsur. Michael Seemann, Mario Sistus, Thomas Knüwer und andere haben das Bloggen in Deutschland endgültig in Verruf gebracht. Wer sich so unprofessionell verhält wie Seemann, wer wie Sixtus völlig hanebüchen von einer »Bücherverbrennung« spricht, wer wie Knüwer die FAZ-Redaktion beleidigt, kann nicht mehr ernst genommen werden. Wir sprechen hier immerhin von Bloggern, die zu den etabliertesten und auch medial bekanntesten gehören. Sie sind wie so häufig in der Vergangenheit ihrer großen Verantwortung nicht gerecht geworden. Wenn ich Tausende von Lesern täglich begrüßen darf, ob auf Twitter oder meinem Blog, wenn ich von vielen Seiten als Interviewpartner angehört werde, wenn ich von den etablierten Medien und von Unternehmen auf Zukunftskongresse eingeladen werde, dann habe ich mich anders zu verhalten. Professionell. Seemann, Sixtus, Knüwer und Co. haben das hässliche Bild des deutschen Bloggers eindrucksvoll bestätigt. Wer will denn jetzt noch mit dieser Truppe etwas zu tun haben?
Ich selber habe mich bisher weder am FAZ-Protest noch an der Kritik an Seemann beteiligt. Das hängt für mich schlicht damit zusammen, dass wegen mir die FAZ beschäftigen und feuern kann, wen sie will. Und Seemans FAZ-Blog fand ich quälend langatmig, unsauber formuliert, wenn auch wohl gedankenreich.
Das einzig für mich Sonderbare war nur der Umstand an sich, dass die FAZ jemanden wie Seemann als Blogger beschäftigen wollte. Mir schien, dass man dabei eher auf den Bekanntheitsgrad und die Reichweite des Autors geschaut hat, als auf dessen Schreibqualität. Ansonsten hätte man sicher an ihm festgehalten. Es gab ja schließlich auch keine konkreten Klagen wegen Bildrechtsverletzungen.
Insofern hat Sickendiek wohl recht, wenn hier eine Zäsur entsteht, wenn ich auch nicht glaube, dass sie derart ist, wie er sie beschreibt. Meiner Meinung nach gibt es Leute, die gut schreiben können, und Leute, die nicht gut schreiben können. Ein Bekanntheitsgrad, eine Leserreichweite ist da nur spröde Makulatur. Wer gut schreiben kann, kann dies in einer Zeitung oder einem Blog, das ist kaum unterschiedlich.
Journalisten haben es ab und an nur eben gar nicht nötig, zu bloggen. Blogger greifen das Angebot journalistisch zu arbeiten dagegen eher mit Handkuss auf, man betrachte nur die Blogger-Welt-kompakt-Ausgabe.
Nein, wenn nun eine Zäsur entsteht, dann darin, dass seitens der zeitungen intensiver geschaut wird, wer wo wie gut schreibt, und dass versucht wird, diese Eigenschaft vom Bekanntheitsgrad entkoppelt zu betrachten. Dadurch wird sich noch einiges ändern. Reichweite, Bekanntheitsrad, Massenkommentierer sind da nicht uninteressant, aber eben nur I‑Tüpfelchen auf der eigentlichen Qualität eines Schreibers.