Lena Meyer-Landrut hat mit Satellite den Grand Prix gewonnen und unsere Medienmenschen haben dabei eifrig Twitter gelesen. Den Eindruck gewinnt man jedenfalls, wenn sich die Metaphern wie bei der Süddeutschen Zeitung (Claudia Roth, WeightWatchers) so stark überschneiden.
Carsten Drees befasst sich mit der Tauss-Geschichte der Ruhrbarone und ist ob der mangelhaften Qualität des Beitrags, gelinde gesagt, entsetzt.
Nessy hat sich die Kontaktanzeigen in DIE ZEIT angesehen — altbekanntes Stilmittel, aber köstlich.
Und während ich mir die Frage stelle: Gegeben, dass man eine aufsehenerregendere Veranstaltung als den ESC 2011 nicht bekommt, kriegt man da die Elbphilharmonie nicht doch bis kommendes Jahr fertig? hole ich mir erstmal noch einen Kaffee.
[Foto: Luc van Gent]
Was ich noch sagen wollte zum… Sieg von Lena Meyer-Landrut beim European Song Contest
Das Lied Satellite war schon seit Wochen eines der erfolgreichsten YouTube-Videos deutscher Herkunft. Aber das alleine, resp. der Einsatz von Medien, wird den Sieg von Lena beim European Song Contest nicht erklären können. Schließlich haben 120 Millionen Zuschauer zugesehen und einige Millionen werden schon angerufen haben, da werden 10 Millionen nicht unbedingt reichen, denke ich.
Nun wird die Interpretationsmaschinerie anspringen, um dem Thema so lange wie möglich irgendetwas abzugewinnen. Das Lied selbst, das mich eigentlich schon seit Wochen eher nervt als begeistert, wird dafür nicht aussreichen: Es ist schlicht zu schnell abgenudelt.
Was die Macher hinter dem Lied, damit seine mal Raab, Meyer-Landrut und wer sich sonst eingeschaltet hat gemeint, allerdings erreicht haben, ist, dass mit Kreativität diesem Lied und dieser Sängerin eine allgemein akzeptierte Bühnenpräsenz verliehen wurde. Dazu wurde am Auftritt gefeilt, das kurze Schwarze wurde nie eingemottet, Backgroundsängerinnen wurden hinzugenommen und dies und das andere mehr noch. Zum Erfolg war dann sicher auch zureichend, dass die Konkurrenz keine derartige künstlerische Akzeptanz über ihre Lieder erreicht hat. Knapp war der Erfolg jedenfalls nicht.
Damit möchte ich aber mal auf das abzielen, was diese Veranstaltung für Medien-Deutschland sein kann: Ein Appel für die Kreativität von Künstlern. Dieser Erfolg war ohne Bild und RTL möglich, ohne Superstar, ohne altbewährte Songschreiber, die Hits am Bande liefern. Ausschlaggebend waren Kreative, die auf ihren persönlichen Input gebaut haben.
Solchen Leuten wieder eine Bühne zu geben, sollte die Aufforderung an alle Medienmacher in Deutschland sein, die ihr Publikum mit Superstars, Hirntotmodels, Big Pornobrother, Hartz-4-Doku-Soaps, aber auch Soko Dingenskirchen, Forsthaus Groschenroman, IrgendeinVorname sucht den Weg zum Glück fortwährend beleidigen und wirklich kreativen Beiträgen, die auf der Höhe der Zeit sind, das Wasser abgraben. Kreativität lässt sich nicht in Wirtschaftlichkeit umrechnen. Und aus Wirtschaftlichkeit entsteht keine Kreativität, sondern nur die Retorte davon.