Moin

morgenkaffee
Rou­ven verzichtet auf Ruhm und Ehre und schmeisst den I‑like-But­ton von Face­book raus. Grund dafür war, dass Face­book seine Face­book-Seite unge­fragt unter Angabe sein­er Fre­unde bewirbt. Daneben postet er ein Video, anhand dessen  Face­book-Benutzer mal check­en kön­nen, was sie an Dat­en tat­säch­lich Face­book zur Ver­fü­gung stellen, und wie sie es abstellen kön­nen.
Beim Stern beant­wortet man die von Jeff Jarvis aufgestellte Frage, was Google mit den “verse­hentlich” aufgenomme­nen Dat­en hätte machen kön­nen: Stan­dortbes­tim­mung von Geräten ohne GPS. Auch in den USA schüt­telt man über das Ver­hal­ten Googles den Kopf.
Anne Roth hat sich im Zuge der Veröf­fentlichung der neuen Krim­i­nal­sta­tis­tik mit der Deu­tung des Rück­gangs der Gewalt­tat­en auseinan­derge­set­zt und sieht den Spiegel gegen den Link­sex­trem­is­mus kämpfen. Daneben möchte Innen­min­is­ter de Maiz­ière Blogs gegen die Krim­inellen ein­set­zen.
Und während ich mir die Frage stelle: Ist das Bloggen für Gewalt­losigkeit das neue Kuscheln für den Welt­frieden? hole ich mir erst­mal noch einen Kaf­fee.
[Foto: Luc van Gent]

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Was ich noch sagen wollte zu… Volker Becks Demokratieverständnis


Bei den Grü­nen hat sich MdB Volk­er Beck auf Twit­ter zu Wort gemeldet, der sich von den Pirat­en ver­rat­en fühlt. Für diese Äußerung wird er von der Bun­des­geschäfts­führerin Stef­fi Lemke gedeck­elt. Darauf hin zieht Beck den Schwanz ein, tit­uliert seinen dazuge­höri­gen Blog­a­r­tikel als Ironie um und ver­sucht klar zu stellen:

Mein Anliegen war es, unaufgeregt die Frage zu disku­tieren, ob man eine Wahlentschei­dung nach den Umset­zungschan­cen für poli­tis­che Inhalte im Rah­men der wahrschein­lichen Mehrheitsver­hält­nisse fällt oder allein danach, welch­er Partei man sich zuschreibt.

Die Frage scheint für Beck beant­wortet, schließlich führt er nichts dazu an, weswe­gen man gute Gründe haben kön­nte, allein danach zu wählen, welch­er Partei man sich zuschreibt. Das Wort allein liest sich auch so, als sei hierin weniger Wahl­frei­heit enthal­ten, als wenn man tak­tisch wählt. Die Wort­wahl welch­er Partei man sich zuschreibt klingt, als ob hier vom Fan-sein eines Fußball­clubs die Rede ist.
Es ist ein wenig selt­sam, dass es ger­ade ein Grün­er ist, der das tak­tis­che Wählen anpreist. Schließlich wusste man als Wäh­ler der Grü­nen vor der Stim­ma­b­gabe zur Land­tagswahl 2010 über­haupt nicht, für was für eine Koali­tion er da ges­timmt hätte: Ampel, Jamai­ka, Rot-Grün, Rot-rot-grün — es war schlicht alles drin.
Nun scheint Beck zudem der Ansicht zu sein, dass man zum Anstoß ein­er Diskus­sion jede gle­ich wie gefärbte Frage in die Runde wer­fen darf ohne für die Fär­bung kri­tisiert zu wer­den. So ver­ste­he ich zumin­d­est den Vorstoß, den Beitrag als Ironie zu betiteln und nicht mehr als ern­sthafte Äußerung. Und da kann man eben was gegen haben.
Was für ein Demokratiev­er­ständ­nis ist es eigentlich, Wäh­lern zu empfehlen, nicht mehr Poli­tik­er inhaltlich so ernst zu nehmen, dass man dessen Stimme mit sein­er Stimme unter­stützt, unab­hängig davon, welche poli­tis­chen Möglichkeit­en sich diesem dadurch ergeben? Fühlt sich der Wäh­ler da noch ernst genom­men? Fühlt sich der Sach­poli­tik­er, dem aus Tak­tik Stim­men ent­zo­gen wer­den, da noch ernst genom­men? Soll­ten wir Wahlergeb­nisse umrech­nen in die Ergeb­nisse der Leih­stim­men und die der authen­tis­chen?
Es ist eine Sache, wenn sich Wäh­ler ent­täuscht zeigen, sei es, weil ihre eigene Stimme ange­blich nichts bewirkt, oder weil Koali­tio­nen her­auskom­men, die nie­mand gewählt hat. Etwas anderes ist es, wenn Poli­tik­er die Entschei­dungs­berech­ti­gung ern­sthaft abgegeben­er Wahlstim­men unter­graben. So gese­hen ist es ver­wun­der­lich, wie inten­siv man nach­forscht, was Mit­glieder der Linkspartei über die Legit­im­ität der DDR sagen, und wie inten­siv man ignori­ert, wie die Mit­glieder des Bun­destags ihrer­seits eigentlich Demokratie ver­ste­hen.
Aber eigentlich war ja auch alles Ironie, wenn ich das richtig ver­standen habe.

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Edo Reents: Peter Kruse – Der Vollweise

Die FAZ hat inzwis­chen Edo Reents’ Schmähar­tikel auf Peter Kruse frei zugänglich gemacht. Und so kann nun jed­er kosten­los nachvol­lziehen, wie Reents aus der nicht unberechtigten Analyse, dass Kruse pop­ulär­wis­senschaftlich daherkommt, die Grund­stim­mung zu erzeu­gen ver­sucht, Kruse sei ein intellek­tueller Hochsta­pler.
Dabei out­et Reents sich allerd­ings deut­lich selb­st als vorurteils­be­hafteter Laie:

Es ist Kruse, der die bei­den Lager aufeinan­der loslässt, und zwar auf zweifel­hafter Grund­lage: Nur 191 Per­so­n­en wur­den dazu befragt. Fachkreise begeg­nen den daraus abgeleit­eten The­sen skep­tisch. Jür­gen Kuri, stel­lvertre­tender Chefredak­teur des IT-Mag­a­zins „c’t“, hält das für „eine sta­tis­tisch wenig aus­sagekräftige Grund­lage und wis­senschaftlich nicht halt­bar“.

Herr Reents, die c’t ist doch kein Fachkreis für wis­senschaftliche Stu­di­en.
Auch andere Analy­sen Reents sind kaum ver­ständlich:

Doch die Güte und die Geduld des Weltweisen [Kruse] kön­nen schnell umschla­gen in belehren­den Zorn über den Unver­stand der­er, die auch mitre­den wollen. Das war am Rande der Re:publica während eines Inter­views zu erleben, das Alexan­der Kluges Sender dctp mit ihm führte. Schon die Ein­stiegs­frage nach den Net­zw­erken, die er benutze, war ihm nicht gut genug: „Jet­zt müssen wir gle­ich schon anfan­gen, the­o­retisch zu wer­den“, sagte er kopf­schüt­tel­nd: „Welche Net­zw­erke meinen Sie?“ Damit hat­te er den Mod­er­a­tor so weit, die her­ablassende Lek­tion schließlich mit Demut zu quit­tieren: „Immer wieder inspiri­erend, mit Ihnen zu reden!“

Das ver­ste­he ich nun über­haupt nicht: Wie kann denn die Einzel­frage, welch­es Net­zw­erk von mehreren, in ein­er bes­timmten Frage in Frage kom­men, einem Fragesteller gegenüber demüti­gend sein?
Reents sieht sich unbeir­rt selb­st als Aufk­lär­er, als Ent­larv­er des Flöten­spiel­er von Hameln, was er dann aber doch lieber andere sagen lässt:

Einige durch­schauen ihn aber auch. „Da ste­ht er nun und gener­iert Mehrheit­en der schlicht­en Art“, sagte Diet­mar Moews von der Piraten­partei. Blog­ger und Inter­netkom­men­ta­toren äußern sich unverblümt: „Kruse ist der Hyper-Schwobler des Inter­nets, ver­gle­ich­bar nur mit Franz Beck­en­bauer im Fußball oder mit Peter Slo­ter­dijk im Lit­er­aturbe­trieb. Mit sein­er Brachial­rhetorik, sein­er enorm schnellen Sprechgeschwindigkeit, welche dem Zuhör­er keine Chance zu einem klaren Gedanken lässt, ver­mit­telt er die Illu­sion, er hätte unglaublich Bedeu­ten­des und Weg­weisendes mitzuteilen.“

Wer Aufk­lärung aber der­art polemisch in Angriff nimmt, der dro­ht zu scheit­ern. Und eben dies passiert dem Ger­man­is­ten Reents nach all diesem unqual­i­fizierten Rum­spsy­chol­o­gisieren über die Per­son Krus­es am Ende des Textes noch ein­mal:

In der Regel wer­den von Nextprac­tice weniger als zwei­hun­dert Per­so­n­en befragt; dafür wird das mit dem Attrib­ut „qual­i­ta­tives Inter­view“ verse­hen — als hät­ten alle anderen Inter­views keine Qual­ität. Auf den Anspruch auf wis­senschaftliche Seriosität, darauf, etwas Rel­e­vantes über unsere Gesellschaft auszusagen und sie über Beratung auch zu bee­in­flussen, reagiert man in Fachkreisen mit Gelächter. Ursu­la Dehm, die beim ZDF seit vie­len Jahren Medi­en­forschung betreibt, kriegt sich gar nicht wieder ein: „Da dreht sich einem das Empirik­er-Herz um. Das ist quirliger Non­sens.“

Was in Fachkreisen ein qual­i­ta­tives Inter­view genan­nt wird, und wieviele Ver­suchsper­so­n­en für eine wis­senschaftliche akzep­tierte Analyse benötigt wer­den, das ist Reents völ­lig unbekan­nt. Auch dass Reents bei Fachkreisen für wis­senschaftliche Stu­di­en nur die c’t und das ZDF ein­fall­en, erzeugt eine gewisse Irri­ta­tion. Aber er ist anfäl­lig für Leute, die lachen, soviel ver­ste­ht der Leser.
Nun mag Kruse pop­ulär­wis­senschaftlich und für einige platt daherkom­men, das ändert nichts daran, dass eine wis­senschaftliche Analyse nicht dadurch falsch wird, dass ein Laie wie Reents sie nicht ver­ste­ht. Wäre Reents der Aufk­lär­er des Phänomens Kruse, er hätte wis­senschaftlich auf der Höhe sein müssen, dies sach­lich ver­ständlich begrün­den zu kön­nen. So aber ist er genau der unwis­senschaftliche, vorurteilsver­haftete Wind­müh­le­n­an­a­lyst, den er in Kruse zu erken­nen glaubt.
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Bei Gun­nar­sohn sind Reak­tio­nen auf den Text ver­sam­melt.

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