Diese Literatursendung nervt, soviel sollte man voraus schicken. Sie hat auch ihre guten Momente, aber davor, dazwischen und danach nervt sie.
Ijoma Mangold trägt einen braunkariertes Sakko zu einem den obersten Knopf geöffnet habenden hellblauen Hemd. Das ist im Fernsehen, das bekanntlich Farben überträgt, so fehl am Platze wie seine überbordenden Erzählungen, in denen er mit viel zu vielen Worten, viel zu vielen Adjektiven. Irgendwann hört man Mangold einfach nicht mehr zu. Dass Mangold ein hervorragendes Gespür für gute Literatur hat — in dieser Sendung kommt es nicht durch.
Amelie Fried sieht immerhin 20 Jahre jünger aus als sie ist, schafft es allerdings Bücher noch mehr zu verschwafeln als Elke Heidenreich, die auch schon kaum klar macht, was an einem bestimmten Buch gut ist:
Ich war sofort von dem Buch gefesselt und dachte mir “Wow”.
Warum das so war, erläutert Fried nicht. Frieds Eitelkeit steht dem Interesse des Lesers, das Wesentliche der vorgestellten Bücher zu erfassen, immer wieder im Wege.
Und in diesem Wechselspiel zweier Moderatoren, die auf ihre Weise den Leser überfordern, werden viel zu schnell dutzende Bücher vorgestellt. Die Bildregie nervt den Zuschauer weitergehend mit Bildern, in denen abwechselnd Bücher und Moderatoren scharf gestellt werden. Nicht nur will man offensichtlichtlich freitag Abends um Viertel vor 12 den Zuschauer nerven, man will auch noch seinen Blick führen.
Liebe Frau Fried, lieber Herr Mangold: Bevor Sie im September wieder auf Sendung gehen, studieren Sie bitte nochmal intensiv die Sendungen von Herrn Scheck oder Herrn Kersten. Dort findet man genügend Rubriken, Tempovorgaben und kritische Anmerkungen, die allesamt zuschauerfreundlicher sind als das, was Sie da anbieten.