Es ist nicht lange her, da jaulte man bei Neven Dumont über den kriselnden Qualitätsjournalismus und das nicht zu knapp. Allerdings kriselt es intern schon, dass sich die Balken biegen, noch bevor die Krise richtig zugeschlagen hat: In einem Text über den 1. FC Köln fand man folgende Worte:
Der Karnevalsverein, der Hannover 96 zuletzt so gnadenlos überrollte wie ein Regionalexpress einen Lebensmüden, ist gegen Hertha BSC ebenfalls eher Außenseiter, wenn man die Statistik zu Rate zieht.
und ersetzte diese Stelle nach Leserbeschwerden mit folgendem Geschwurbel:
Der Karnevalsverein, der Hannover 96 zuletzt so übel zurichtete wie Mel Gibson seinen Jesus-Darsteller, ist gegen Hertha BSC ebenfalls eher Außenseiter, wenn man die Statistik zu Rate zieht.
Wenn man dann aber noch schreibt:
Liebe Leser, die Redaktion hat diesen Text nach zahlreicher Leserkritik überarbeitet. Eine Formulierung war als Anspielung auf den Selbstmord des Torhüters Robert Enke verstanden worden. Wir bitten hierfür um Entschuldigung.
darf ja wohl die Frage gestattet sein: Wie sollte diese Aussage in bezug auf Hannover 96 denn bitteschön anders verstanden werden sollen? Und worauf und an wen richtet sich die Entschuldigung denn genau? Für eine Interpretation der nicht einleuchtenderen Jesus-Metapher wäre der gemeine Kölner Stadtanzeiger ‑Leser bestimmt auch ganz schön dankbar.
Ein solches Vergraulen von Lesern ist ja nahezu vorsätzlich. War das das Ziel? Du und ich — wir wissen’s nich’.