David Schraven Stefan Laurin hat bei den Ruhrbaronen den ganz verständlichen Einwurf gebracht, dass Guido Westerwelle sich in seinen politischen Aktivitäten auf bestimmte Dinge konzentrieren sollte und nicht auf allen Hochzeiten tanzen soll. Guido Westerwelle macht allerdings genau das Gegenteil und nervte am Wochenende auf dem NRW-Parteitag der FDP mit einer seltsamen Ausflucht aus der Kritik an seiner Person, die er an Journalisten und Linksoplitiker richtete:
Die wollen in Nordrhein-Westfalen eine linke Mehrheit schaffen, das ist es, worum es in Wahrheit geht.
Westerwelle selbst wirkt ausgebrannt, wenn er einer sachlichen Kritik mit inhaltslosem Geschwätz kontern will. Mit diesem Zitat befährt er im groben die Schiene, die schon die NRW-CDU fahren wollte: Angstmacherei vor einem angeblich bevorstehendem rot-rot-grünen Bündnis. Der Erfolg dieser Masche belibt aber bisher aus: Die CDU konnte damit nicht punkten. Die FDP ihrerseits konnte ihren Fall in den Umfragen nicht stoppen, hat auch thematisch derzeit nichts anzubieten. Und politisch sieht es in NRW ganz anders aus:
Die erst bei der letzten NRW-Landtagswahl stark abgestrafte SPD hat sich der inhaltlich diffusen Linkspartei kaum angenährt und verfügt mit den Grünen über keine ausreichende Mehrheit. Rot-rot-grün würde also theoretisch erreichbar sein, aber wohl kaum umgesetzt: Die SPD wird sich sowas derzeit in NRW nicht leisten können. CDU und FDP sind so weit von einer eigenen Mehrheit entfernt, dass auch das unwahrscheinlich erscheint.
Wahrscheinlicher wäre es, dass es zu einem schwarz-grünen Bündnis kommt, wenn beide zusammen eine Mehrheit erreichen, und das sieht gut aus. Sollte es dazu nicht kommen, käme als nächstes eine große Koalition unter Betracht, die nicht mal unter Rüttgers, vielleicht auch unter jemandem, der innerhalb der CDU sehr links ist, zustande kommen könnte. Die Optionen der CDU bei der diesjährigen Landtagswahl sollte man nicht unterschätzen.
Verglichen damit hat die FDP es gänzlich versäumt, eine Alternative außer der CDU aufzumachen. Thematisch will derzeit eh keine andere Partei großartig etwas mit der FDP zu tun haben. Die Reha-Bedürftigkeit der FDP erinnert an die schlimmen Krisen der SPD der vergangenen Jahre.