Die Frankfurter Allgemeine Zeitung nährt wieder die Unterstellung, ihr linkes Feuilleton sei eigentlich nur dazu da, den rechtskonservativen Wirtschaftsteil im Auge des Lesers abzuschwächen.
In einem größtenteils ausgeglichenen, aber in Kernsätzen doch erschreckend altbackenen Artikel hat Melanie Amann die “Bachelor-Sklaven” ins Visier genommen. Die unterschwellige Annahme ist, dass man sich in Zeiten von Massenuniversitäten vom Begriff der Universität trennen muss und nur noch Hochschulen vorfindet, den Schwerpunkt auf Schule.
Gestützt werde trotz aller Studentenkritik diese Analyse durch Meinungsumfragen, nach denen die Studierenden derzeit glücklicher(!) seien als früher, Studiengänge weniger abgebrochen würden, die Studierenden durch die Modulatisierung mehr Halt hätten und Ziele und Sinn der Lehreinheiten besser nachvollzögen.
Kurzum: Eigentlich finden wir ein Schlaraffenland an Hochschulen vor, die Bachelor-Studenten sind nur schlicht zu blöd, die schöne neue Welt zu begreifen.
Begreifen kann man sie aber auch nur, wenn man völlig ausblendet, dass die Verwirtschaftlichung der Studiengänge die Studierenden aus privatwirtschaftlichen Gründen davon abhält, sich selbst in der Uni-Landschaft zu orientieren, dass Lehrende oftmals so völlig überlastet sind, dass fraglich ist, inwiefern sie und ihre Lehre überhaupt Halt, Orientierung und Ziele bieten kann. Und der Umstand, dass hier ernsthaft eingeworfen wird, das Studium mache inzwischen glücklicher als früher, greift die Ernsthaftigkeit dieses Artikels an.
Und so schliesst dieser Artikel mit der weisen Formel, dass zwar die Studenten nicht in jedem Fall, aber generell deutlich zufriedener seien. Das “sagen die Forscher”. Die Glücksforscher des Schlaraffenlandes eben. Man sollte nur hinzufügen: Was generell gilt, gilt eben auch für den Einzelfall, eben weil es generell gilt. Schlaraffenland hin oder her.
Natürlich gibt es Pappköppe unter den demonstierenden Bachelor-Studenten. Deren mitunter unangebrachtes Verhalten und deren Ansichten lösen aber die Argumente, von denen Frau Amann völlig absieht, falls sie sie überhaupt kennt, und die kritisierten Studienzustände nicht in Luft auf. Abgesehen davon sehe ich gar nicht ein, weswegen nach Frau Amann die Universität heutzutage nur durch Beschulung mit ihren Studierenden klar kommen kann.
Ohne diese Voreingenommenheiten gegenüber dummen Bachelor-Studenten und der Universität als Beschulungsanstalt ist der Text doch eigentlich nur besserwisserisch und der Sache nach nichtssagend. Aber wes’ Brot ich eß, des’ Lied ich sing.
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Belustigend ist in diesem Zusammenhang auch die Aussage von Margret Wintermantel: Es bewege sich schon etwas an den Universitäten, die Studierenden seien nur äußerst ungeduldig.
Die Studierenden sehen seit Anbeginn des Bachelors, d.h. seit über 8 Jahren, den seit Anbeginn bestehenden Belebungsmaßnahmen der Totgeburt Bachelor durch die Universitätsverantwortlichen zu. Herausgekommen ist überall ein Flickwerk, dass es mit der Qualität der vorherigen Ausbildung nie aufnehmen konnte. Durchgeführt werden sollte es mit Personen, bei denen nie untersucht wurde, wie gut diese die Veränderungen, die nur am Schreibtisch geboren wurden, umsetzen können.
Angesichts dieses heillosen Durcheinanders auf Kosten der Allgemeinheit, das immer nur dem Ziel hinterherhächelte, dass die Universitäten es irgendwann finanziell und qualitativ mit den amerikanischen aufnehmen könnten, sind die Studenten verhältnismäßig reserviert gewesen.