Dies ist ein bezeichnendes Bild. Es zeigt den Rektor der Universität Bielefeld im Jahre 1977 auf einer Hebebühne, damit er von Studierenden und Mitarbeitern bei seiner Ansprache besser verstanden wird. Er ist umringt, um der Aufmerksamkeit willen. Würde man heutzutage den aktuellen Rektor derart auf eine Hebebühne stellen, dann wohl nur deswegen, um ihn vor Wurfgeschossen zu schützen und damit ihn niemand umringt.
Nein, heutzutage sieht es so aus, wenn Rektor und Studierende sich begegnen:
[Das Originalfoto von Christian Weische finden Sie hier.]
Da muss man Polizei und externe Sicherheitskräfte anheuern. Es ist besser, wenn der Rektor den Studierenden nicht zu nahe kommt. Ein Papamobil ist noch in Arbeit.
Im 40. Jahr ihres Bestehens sieht sich die Leitung der Universität der größten Abneigung durch die Studierenden seit ihrem Beginn entgegen. Die überhastete Einführung von Bachelor-Master-Systems, das noch nie zufriedenstellend funktioniert hat, und die Einführung von Studiengebühren, deren Nachweis, dass sie das Studium der Studieren verbessern, seit Jahren auf sich warten lässt, haben ihren Teil zu dieser negativen Entwicklung beigetragen.
Und seien wir doch ehrlich: Wer behauptet heute noch ernsthaft, dass die Studiengebühren dazu dienen sollten? Die Studierenden sind Geldgeber, damit die Uni sich als Forschungseinrichtung besser profilieren kann.
In kürzester Zeit hat die Universitätsleitung die Frage aufgeworfen, was an dieser Hochschule noch “Universität” sein soll. Noch schwieriger wird es beim Begriff der Reform-Universität. Zu Beginn der Universität war damit gemeint, dass eine Universität entstehen soll, bei der unter den Talaren eben nicht der Muff von 1000 Jahren sein soll. Und damit meinte man damals z.B. Münster. Ein Anspruch, den die Uni schon lange aufgegeben hat: Die Universität Bielefeld heute genauso unbeweglich und unzugänglich wie die einst kritisierten Unis und schickt sich an, gerade darin auch noch Vorreiter zu sein: Reformieren um der Reform willen. Da wird nicht geschaut, wie sinnvoll ein Vorhaben ist, es wird einfach blind rumverändert. Und dabei wurden die Studierendeninteressen angehört, nur um sie als Angehörte ignorieren zu können. Es wurde und wird nicht argumentiert, es werden Machtspielchen ausgetragen.
Bei den derzeitigen Protesten wurde der Rektor nach der Abschaffung der Studiengebühren gefragt, was er ohne Begründung verwarf. Früher meinte das Rektorat inkl. des neuen Rektors noch, dass man die Studiengebühren sofort abschaffen würde, sobald mit diesen Dinge bezahlt würden, die zuvor das Land bezahlt hätte oder sofern Lehre hierdurch ersetzt werde. Beides ist heutzutage Gang und Gebe.
Solange man aber eben nur auf seine Machtposition baut und nicht auf Verständigung, solange man nicht sieht, dass man den Draht zu den Studierenden seit Jahren verloren hat, solange ist man gut beraten, als Rektor einer Universität in der Universität Polizeischutz anzufordern.
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