Wie die Uni Bielefeld kaputtreformt

Grotemeyer
Dies ist ein beze­ich­nen­des Bild. Es zeigt den Rek­tor der Uni­ver­sität Biele­feld im Jahre 1977 auf ein­er Hebe­bühne, damit er von Studieren­den und Mitar­beit­ern bei sein­er Ansprache bess­er ver­standen wird. Er ist umringt, um der Aufmerk­samkeit willen. Würde man heutzu­tage den aktuellen Rek­tor der­art auf eine Hebe­bühne stellen, dann wohl nur deswe­gen, um ihn vor Wur­fgeschossen zu schützen und damit ihn nie­mand umringt.
Nein, heutzu­tage sieht es so aus, wenn Rek­tor und Studierende sich begeg­nen:
rektor2009
[Das Orig­i­nal­fo­to von Chris­t­ian Weis­che find­en Sie hier.]
Da muss man Polizei und externe Sicher­heit­skräfte anheuern. Es ist bess­er, wenn der Rek­tor den Studieren­den nicht zu nahe kommt. Ein Papamo­bil ist noch in Arbeit.
Im 40. Jahr ihres Beste­hens sieht sich die Leitung der Uni­ver­sität der größten Abnei­gung durch die Studieren­den seit ihrem Beginn ent­ge­gen. Die über­hastete Ein­führung von Bach­e­lor-Mas­ter-Sys­tems, das noch nie zufrieden­stel­lend funk­tion­iert hat, und die Ein­führung von Stu­di­enge­bühren, deren Nach­weis, dass sie das Studi­um der Studieren verbessern, seit Jahren auf sich warten lässt, haben ihren Teil zu dieser neg­a­tiv­en Entwick­lung beige­tra­gen.
Und seien wir doch ehrlich: Wer behauptet heute noch ern­sthaft, dass die Stu­di­enge­bühren dazu dienen soll­ten? Die Studieren­den sind Geldge­ber, damit die Uni sich als Forschung­sein­rich­tung bess­er pro­fil­ieren kann.
In kürzester Zeit hat die Uni­ver­sität­sleitung die Frage aufge­wor­fen, was an dieser Hochschule noch “Uni­ver­sität” sein soll. Noch schwieriger wird es beim Begriff der Reform-Uni­ver­sität. Zu Beginn der Uni­ver­sität war damit gemeint, dass eine Uni­ver­sität entste­hen soll, bei der unter den Talaren eben nicht der Muff von 1000 Jahren sein soll. Und damit meinte man damals z.B. Mün­ster. Ein Anspruch, den die Uni schon lange aufgegeben hat: Die Uni­ver­sität Biele­feld heute genau­so unbe­weglich und unzugänglich wie die einst kri­tisierten Unis und schickt sich an, ger­ade darin auch noch Vor­re­it­er zu sein: Reformieren um der Reform willen. Da wird nicht geschaut, wie sin­nvoll ein Vorhaben ist, es wird ein­fach blind rumverän­dert. Und dabei wur­den die Studieren­den­in­ter­essen ange­hört, nur um sie als Ange­hörte ignori­eren zu kön­nen. Es wurde und wird nicht argu­men­tiert, es wer­den Macht­spielchen aus­ge­tra­gen.
Bei den derzeit­i­gen Protesten wurde der Rek­tor nach der Abschaf­fung der Stu­di­enge­bühren gefragt, was er ohne Begrün­dung ver­warf. Früher meinte das Rek­torat inkl. des neuen Rek­tors noch, dass man die Stu­di­enge­bühren sofort abschaf­fen würde, sobald mit diesen Dinge bezahlt wür­den, die zuvor das Land bezahlt hätte oder sofern Lehre hier­durch erset­zt werde. Bei­des ist heutzu­tage Gang und Gebe.
Solange man aber eben nur auf seine Macht­po­si­tion baut und nicht auf Ver­ständi­gung, solange man nicht sieht, dass man den Draht zu den Studieren­den seit Jahren ver­loren hat, solange ist man gut berat­en, als Rek­tor ein­er Uni­ver­sität in der Uni­ver­sität Polizeis­chutz anzu­fordern.
Lesetipp: Es muss ein Druck durch Deutsch­land gehen

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